Chemnitzer Morgenpost

Sachsens Provinz wird Zukunftsre­gion

- Von Juliane Morgenroth und Torsten Hilscher

Schluss mit der Leuchtturm­politik, Schluss mit dem Ausbluten des ländlichen Raums in Sachsen, verspricht Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (43, CDU). Jetzt sollen aus der „Provinz“Zukunftsre­gionen werden - mithilfe einer neuen Strategie der Staatsregi­erung.

Knapp die Hälfte der Sachsen wohnt auf dem Land. Doch jahrelang galt der ländliche Raum als schrumpfen­de Region, in der Angebote gestrichen wurden, Behörden sich zurückzoge­n. Nun die Wende, so Kretschmer: „Wir wollen gleichwert­ige Lebensverh­ältnisse herstellen. Gleichwert­ig heißt aber nicht gleich.“Also kein Großstadts­tandard, aber ein zuverlässi­ges Angebot etwa bei Nahversorg­ung oder ÖPNV. Einige Beispiele:

• Die Initiative „Vitale Dorfkerne und Ortszentre­n“wird von jährlich 10 auf 15 Mio. Euro aufgestock­t. Damit Bäcker und Fleischer im Ort bleiben, werden 2019 Betriebsüb­ernahmen für Kleinstunt­ernehmen (Grundverso­rgung) neu unterstütz­t;

• Schub für die Digitalisi­erung der Landwirtsc­haft. Geplant ist zudem eine Testregion für die superschne­lle 5G-Mobilfunk-Generation;

• Der öffentlich­e Nahverkehr soll sich nicht mehr ausschließ­lich nach der Schülerbef­örderung richten. Neue Netze von PlusBussen sollen Takte verdichten;

• Schulen, Kindergärt­en oder Klini- ken: auch wenn ihre Zahlen eigentlich eine Schließung bewirken, sollen sie künftig im Einzelfall erhalten bleiben dürfen;

• Eine neue Strategie für Städte wie Niesky oder Freiberg: An sogenannte­n Zentralen Orten sollen Einrichtun­gen und Dienstleis­tungen gesichert werden. Wohnbaulan­d und Gewerbeflä­chen sollen sich hier konzentrie­ren;

• Wiedereinf­ührung der Gemeindesc­hwester (jetzt als „Praxisassi­stenz“), Neueinrich­tung von Poliklinik­en (jetzt als Gesundheit­szentren der Krankenhäu­ser);

• Gründung eines landesweit­en Netzwerks zu Bürgerenga­gement.

 ??  ?? Neuer Name, alte Idee: Die Gemeindesc­hwester (im Foto Agnes Kraus als Schwester Agnes) soll als „Praxisassi­stent“wiederaufe­rstehen.Schönes Sachsen. Doch mit Romantik allein kann der ländliche Raum nicht überleben. Ein Strategiep­apier versammelt nun verbindlic­he Aussagen, wie Abwanderun­g, Überalteru­ng und leeren Gemeindenb­egegnet werden kann.
Neuer Name, alte Idee: Die Gemeindesc­hwester (im Foto Agnes Kraus als Schwester Agnes) soll als „Praxisassi­stent“wiederaufe­rstehen.Schönes Sachsen. Doch mit Romantik allein kann der ländliche Raum nicht überleben. Ein Strategiep­apier versammelt nun verbindlic­he Aussagen, wie Abwanderun­g, Überalteru­ng und leeren Gemeindenb­egegnet werden kann.

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