Chemnitzer Morgenpost

Kubicki wirft Seehofer „unglaublic­hes Versagen“Versaen vor

- Alles, was recht ist Von Thomas Schmitt

Der Fall Sami A. hat viele Facetten: In dem Tauziehen um den islamistis­chen Gefährder ist nicht alles nachvollzi­ehbar und plausibel. Manchmal erscheint das ganze Hickhack geradezu absurd. Aber leider ist es ein fatales Missverstä­ndnis, das „Rechtsempf­inden der Bevölkerun­g“als Kriterium für Justizurte­ile zu sehen.

Nicht nur, dass die Formulieru­ng gefährlich nah am Nazi-Jargon des „gesunden Volksempfi­ndens“vorbeischr­ammt. Hierzuland­e sind Gerichte - richtigerw­eise - an Gesetze gebunden und nicht an Gefühlsmom­ente oder die Überlegung, wie die Mehrheit der Bevölkerun­g in einem konkreten Fall entscheide­n würde. In

der parlamenta­rischen Demokratie haben Politiker - also die gewählten Repräsenta­nten des Volkes - die Möglichkei­t, per Mehrheiten Gesetze zu ändern. Das sollte auch NRW-Innenminis­ter Reul geläufig sein. Wer die Unabhängig­keit der Gerichte auch nur in minimalste­r Form anzweifelt, ist weder in einem Polit-Amt noch als Volksvertr­eter tragbar.

BO umm den Fall von Islamist Sami A. (42): Ess geht um die Frage, ob Politikk und Behörden die Justiz hinterss Licht geführt haben. FDP-Vize Wolfgang Kubicki (66) ätzt geegen Innenminis­ter Horst Seehoffer (69), hält dem CSU-Chef „unglaublic­hes Versagen“vor. Sein Vorwurf: Das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (BAMF) - und damit der In

nenminis-

erwa tungsger c e rc en georderte Verbalnote herbeizusc­hafen, „wonach garantiert wird, dass ami A. in tunesische­n Gefängisse­n nicht gefoltert wird“. er Liberale reagiert damit uf die Entscheidu­ng des RW-Oberverwal­tungsgeich­ts, dass der nach Tuneien abgeschobe­ne mutmaßlich­e Leibwächte­r von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden (†54) nach Deutschlan­d zurückzuho­len sei (MOPO berichtete).

„Die Tatsache, dass das OVG Münster bestätigts­tätigt hat, dass die Abschiebun­g rechtsrech­tswidrig war und Sami A. nach Deutschlan­d zurückgeho­lt werden muss, ist menschlich eine Tragödie, weil es für viele Beteiligte sinnvoller wäre, er bliebe in Tunesien“, sagt Kubicki. „Juristisch ist es aber konsequent und nachvollzi­ehbar.“

Nordrhein-Westfalens ranghöchst­e Richterin Ricarda Brandts (62) macht der Politik schwere Vorwürfe. Die Behörden hätten der Justiz Informatio­nen vorenthalt­en, um eine rechtzeiti­ge Entscheidu­ng der Richter zu verhindern. „Hier wurden offensicht­lich die Grenzen des Rechtsstaa­tes ausgeteste­t.“NRW-Innenminis­ter Herbert Reul (65, CDU) wirft den Richtern hingegen vor, sie hätten „das Rechtsempf­inden der Bevölkerun­g“nicht ausreichen­d im Blick.

Deutscher Anwaltvere­in (DAV) und Deutscher Richterbun­d reagieren empört. DAV-Chef Ulrich Schellenbe­rg (58): „Reuls Aussage ist höchst unangemess­en.“Richterbun­d-Chef Jens Gnisa (55) in der „Rheinische­n Post“: „Aus guten Gründen haben wir in der Bundesrepu­blik die Gewaltente­ilung.“

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Gerät im Fall Sami A. unter Druck: Innenminis­ter Seehofer(69, CSU). FDP-Vize Kubicki (66) sieht im Fall um die illegale Abschiebun­gvon Sami A. den Rechtsstaa­t in Gefahr und macht dem Innenminis­ter schwereVor­würfe.
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Das nordrhein-westfälisc­he Oberverwal­tungsgeric­hthat entschiede­n, dass Sami A. (42) auf Staatskost­en nach Deutschlan­d zurückgeho­lt werden muss.

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