Seit 60 Jahren am Schmökern
Von wegen altbackene Wälzer! Lesen auf Papier ist trotz digitalen Wandels noch in. Die Chemnitzer Stadtbibliothek verzeichnet konstante Mitgliederzahlen und bietet nach wie vor eine Vielzahl an Medien für wenig Geld. Zu ihren treuesten Lesern gehört Wolfgang Bausch (83).
Gut 60 Jahre ist er schon Mitglied. Nach einer Beinamputation sitzt er im Rollstuhl und nutzt den mobilen Lieferservice der Bibliothek: „Ich finde das gut. Für mich ist die Fortbewegung nicht so einfach.“Als Heimatforscher interessiert er sich für spezielle Literatur. Sein nächstes Projekt soll sich mit dem Chemnitzer Flugwesen befassen.
Derzeit hat die Bibliothek 25 339 Mitglieder - inklusive der vier Stadtteilbibliotheken. 54 Prozent davon sind Erwachsene. Jährlich kommen mehr als 600 000 Besucher. „Die Zahlen sind konstant geblieben. Wir haben kaum Mitglieder verloren“, erzählt die stellvertretende Leiterin Tina Goldammer (42).
Trotz fortschreitender Digitalisierung hält sich das Buch hartnäckig. Die 5 000 E-Books nehmen nur einen kleinen Teil des rund 450 000 Exemplare umfassenden Bestands ein. „Ich hätte selbst nicht gedacht, dass sich der Wandel so viel Zeit lässt.“
Auch CDs und DVDs werden von den Chemnitzern noch gern ausgeliehen. „In Zukunft können wir uns eine eigene Streamingplattform vorstellen. Das braucht aber noch Zeit.“
Nicht mehr so gefragt sind Lexika: „Dafür ist das Internet einfach zu komfortabel geworden.“Dauerbrenner zu jeder Jahreszeit bleibt der klassische Krimi. Kein Wunder, ist doch der Jahresbeitrag (20 Euro, unter 18 kostenfrei) im Vergleich zum Neukauf eines Exemplares verschwindend gering. Stefan Graf