Patient kämpft um Medizin
Der Chemnitzer Rainer Simon (77) hat eine Stammzellentransplantation überstanden. Doch die Nebenwirkungen haben es in sich: Täglich nimmt er mehr als ein Dutzend Medikamente sowie ein spezielles Augenserum. Letzteres kostet ihn rund 3 000 Euro im Jahr. Da die Augentropfen kein Industrieprodukt sind, muss er die Kosten selbst bezahlen.
Die jüngste Rechnung bezifferte 1 400 Euro: „Das Geld habe ich mir geliehen“, so Simon. Teilweise versucht er die Dosis zu strecken, um wenigerzuverbrauchen. Anheißen Sommertagen sei es besonders schlimm, da die Hornhaut schnell austrocknet. „Auf lange Sicht steht mir eine Hornhauttransplantation oder sogar die Erblindung bevor.“
Hilfe von seiner Krankenkasse bekommt er nicht. Da die Augentropfen aufwendig mit Eigenblut produziert werden und somit kein Massenprodukt sind, gibt es keinen Zuschuss: „Der Bundesaus- schuss gibt in einem Katalog vor, welche Medikamente von den gesetzlichen Kassen übernommen werden müssen“, sagt ein Barmer-Sprecher.
„Mich ärgert, dass sich der medizinische Dienst keine Einzelschicksale anschaut. Allein Formulare entscheiden, ob man Hilfe bekommt oder nicht“, so Simon. Andere Tropfen helfen ihm nicht. Seine Augenärztin hat den Heilungserfolg des Serums bestätigt. Dennoch gibt es keinen Cent.
Rainer Simon hat einen langen Kampf hinter sich. 2013 wurde bei ihm Leukämie diagnostiziert. Chemotherapien halfen irgendwann nicht mehr. Er brauchte eine Stammzellentransplantation. Bescheiden sagt er heute: „Ich bin mit dem jetzigen Zustand zufrieden. Auch wenn die Augen oft brennen und ich Atemprobleme habe.“
Mit seinem Schicksal will er auf die Missstände im Gesundheitswesen aufmerksam machen. „Es geht nicht um mich. Es gibt viele, denen es genauso geht.“