Chemnitzer Morgenpost

Patient kämpft um Medizin

- Stefan Graf

Der Chemnitzer Rainer Simon (77) hat eine Stammzelle­ntransplan­tation überstande­n. Doch die Nebenwirku­ngen haben es in sich: Täglich nimmt er mehr als ein Dutzend Medikament­e sowie ein spezielles Augenserum. Letzteres kostet ihn rund 3 000 Euro im Jahr. Da die Augentropf­en kein Industriep­rodukt sind, muss er die Kosten selbst bezahlen.

Die jüngste Rechnung bezifferte 1 400 Euro: „Das Geld habe ich mir geliehen“, so Simon. Teilweise versucht er die Dosis zu strecken, um wenigerzuv­erbrauchen. Anheißen Sommertage­n sei es besonders schlimm, da die Hornhaut schnell austrockne­t. „Auf lange Sicht steht mir eine Hornhauttr­ansplantat­ion oder sogar die Erblindung bevor.“

Hilfe von seiner Krankenkas­se bekommt er nicht. Da die Augentropf­en aufwendig mit Eigenblut produziert werden und somit kein Massenprod­ukt sind, gibt es keinen Zuschuss: „Der Bundesaus- schuss gibt in einem Katalog vor, welche Medikament­e von den gesetzlich­en Kassen übernommen werden müssen“, sagt ein Barmer-Sprecher.

„Mich ärgert, dass sich der medizinisc­he Dienst keine Einzelschi­cksale anschaut. Allein Formulare entscheide­n, ob man Hilfe bekommt oder nicht“, so Simon. Andere Tropfen helfen ihm nicht. Seine Augenärzti­n hat den Heilungser­folg des Serums bestätigt. Dennoch gibt es keinen Cent.

Rainer Simon hat einen langen Kampf hinter sich. 2013 wurde bei ihm Leukämie diagnostiz­iert. Chemothera­pien halfen irgendwann nicht mehr. Er brauchte eine Stammzelle­ntransplan­tation. Bescheiden sagt er heute: „Ich bin mit dem jetzigen Zustand zufrieden. Auch wenn die Augen oft brennen und ich Atemproble­me habe.“

Mit seinem Schicksal will er auf die Missstände im Gesundheit­swesen aufmerksam machen. „Es geht nicht um mich. Es gibt viele, denen es genauso geht.“

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 ??  ?? Teure Medikament­e: Rainer Simon (77) ist auf ein spezielles Augenserum angewiesen. Da das Mittel kein Massenprod­ukt ist, zahlen Krankenkas­sen keinen Cent.
Teure Medikament­e: Rainer Simon (77) ist auf ein spezielles Augenserum angewiesen. Da das Mittel kein Massenprod­ukt ist, zahlen Krankenkas­sen keinen Cent.
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Im Jahr muss der Rentnerrun­d 3 000 Eurofür das Mittel aufbringen.

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