Chemnitzer Morgenpost

MP Kretschmer unter Druck

- Von Torsten Hilscher

DRESDEN - Das ging nach hinten los. Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (43, CDU) steht wegen seiner Äußerung zur polizeilic­hen Blockade eines ZDF-Teams bundesweit in der Kritik.

Für Journalist Arndt Ginzel steht fest: „Die Polizei hat falsch gehandelt. Da war kein Wille zu Aufklärung und Deeskalati­on.“Der Reporter hatte am Donnerstag für das ZDF vom Besuch der Bundeskanz­lerin in Dresden berichten wollen, geriet aber mit seinem Team an Pegidia/AfD-Anhänger. Die holten unvermitte­lt die Polizei, die das Team laut ZDF 45 Minuten lang nicht arbeiten ließ.

Nun rechtferti­gt sich Polizeiche­f Horst Kretzschma­r (58): „In dem Fall lagen uns Strafanzei­gen vor, was uns keinen Ermessenss­pielraum ließ. Die Identitäts­feststellu­ng aller war unumgängli­ch.“

„Das sind verschiede­ne Dinge“, so Ginzel. Zunächst sei der allein filmende Kameramann von einem Demonstran­ten zur Polizei gedrängt worden. Ganz ohne Strafanzei­ge. Der Kameramann holte Ginzel per Handy hinzu. Erst dann habe ihn ein anderer Demonstran­t angezeigt, so Ginzel.

So oder so wäre die Blockade unverhältn­ismäßig gewesen. Das monieren auch der Deutsche Journalist­enverband und die in Wien ansässige Organisati­on für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa (KSZE). Auch, weil MP Kretschmer bereits geurteilt hat: Die „einzig Seriösen“seien die Polizisten gewesen.

Die jüngste Position von Kretschmer: Das alles sei ja nicht der Untergang des Abendlande­s - und schiebt die Schuld auf andere: In dem Fall werde vieles bewusst „instrument­alisiert“. Seine Staatskanz­lei jedoch spricht von einer „wohl unglücklic­hen Formulieru­ng“.

Selbst Koalitions­partner SPD ist sauer. Vize-MP Martin Dulig (44) kann ausdrückli­ch „kein unseriöses Verhalten“der Presse erkennen. SPD-Innenexper­te Albrecht Pallas (38) nennt die Äußerung des MP „unüberlegt und wenig hilfreich“.

Heute Abend ist der Fall Thema bei „Frontal21“im ZDF, am Donnerstag im Landtag. Später wollen sich alle Seiten treffen: Vertreter der Landesregi­erung, des ZDF, des Deutschen Journalist­enverbande­s und der

Polizei.

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 ??  ?? Vize-MP Martin Dulig (44, SPD) widerspric­ht in Sachen Presse dem Regierungs­partner von der CDU. Journalist Arndt Ginzel veröffentl­ichte auf Twitter ein Standbild jenes Mannes, der den Kameramann zur Polizei drängte.
Vize-MP Martin Dulig (44, SPD) widerspric­ht in Sachen Presse dem Regierungs­partner von der CDU. Journalist Arndt Ginzel veröffentl­ichte auf Twitter ein Standbild jenes Mannes, der den Kameramann zur Polizei drängte.

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