Kühne hofft aufs Hammer-Los RB
LEIPZIG - Nach dem grün-weißen Wunder sind die Pokal-Helden von Chemie Leipzig bereit für den „Klassenkampf“gegen den ungeliebten Stadtrivalen. „Wir würden uns freuen, wenn wir jetzt RB bekommen könnten. Dadurch, dass wir dann unter Flutlicht spielen, hätte das nochmal eine besondere Brisanz“, tönt Vorstandsvorsitzender Frank Kühne.
Nicht nur Kühnes Wunsch-Los für die Auslosung der zweiten DFB-Pokalrunde am Sonntag ist Bundesligist RB Leipzig. Das von einem österreichischen Getränke-Konzern mit etlichen Millionen hochgezogene Projekt ist so ziemlich das Gegenstück von Chemie. Die BSG schaffte trotz großer Tradition nie den Sprung in den Profifußball, durchlief nach der Wende aber gleich drei Insolvenzverfahren. Doch zurzeit läuft es prima für den Klub aus dem Leipziger Stadtteil Leutzsch: Tabellenführer in der Oberliga und Sensationssieger im Pokal gegen den Zweitligisten Jahn Regensburg (2:1).
Nach dem Abpfiff herrschte Ausnahmezustand im Alfred-Kunze-Sportpark: Viele der 4999 Fans stürmten den Rasen und umarmten die Spieler, fast alle hatten Freudentränen in den Augen. „Der Sieg ist für unsere tollen Fans, sie waren der zwölfte, dreizehnte und vierzehnte Mann“, sagte Kai Druschky, der mit seinem 25-m-Lupfer für den umjubelten Siegtreffer in der Nachspielzeit (90.+1) gesorgt hatte.
Gestern Morgen um kurz nach acht Uhr stand Druschky wieder im Immobilienbüro auf der Matte. Doch sein Chef Christian Rocca, früher der Präsident des Vorgänger-Klubs FC Sachsen, schickte den Angreifer zur Mittagszeit wieder nach Hause. Nicht nur auf der Arbeit wurde Druschky immer wieder auf seinen Sonntagsschuss angesprochen: „Wie ich den Ball getroffen habe, kann ich selbst nicht
fassen. Danach habe ich nur gedacht: Bitte senke dich, bitte senke dich.“Der Ball senkte sich ins Tor - und plötzlich wissen auch Stuttgarter, Hamburger oder Münchner, dass es im Leipziger Fußball nicht nur RB gibt. Die große Rivalität pflegt Chemie zwar mit dem Regionalligisten Lok Leipzig, das Derby hatte 1956 sogar 100000 Zuschauer ins Zentralstadion gelockt. Doch RB wird ebenfalls kritisch gesehen, auch von Chemie-Trainer Dietmar Demuth: „Was da alles im Vorfeld passiert ist, wie beispielsweise einem Verein die gesamte Jugendabteilung wegzukaufen, andere ausbluten zu lassen, da versteht man schon, dass die nicht gerade herzlich willkommen sind.“
Ob nun gegen RB oder einen anderen Klub: Der Oberligist bekommt in der zweiten Runde am 30. oder 31. Oktober in jedem Fall ein Heimspiel am Abend. Dafür muss eine mobile Flutlichtanlage her - ein Umzug in die RB-Arena ist zurzeit keine Option. Das Überstehen der ersten Runde brachte dem Klub bereits 332 000 im Etat nicht eingeplante Euro ein. Und viel Image-Gewinn ...