Chemnitzer Morgenpost

Sachsen plant Crime-Orakel

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Von Juliane Morgenroth DRESDEN - Per Computerso­ftware Straftaten vorherzusa­gen klingt verlockend. Ende 2017 hatte der damalige Innenminis­ter Markus Ulbig (54, CDU) einen Test in Leipzig angekündig­t. Doch der lässt auf sich warten.

Mehrere Bundesländ­er nutzen solche Prognoseso­ftware schon - oder testen sie zumindest. Die Software wird mit Daten z.B. von Einbrüchen gefüttert: Tageszeit, Art der Beute, Vorgehen der Täter. Da es oft gleiche Muster gibt, erhofft sich die Polizei Vorhersage­n für künftige Delikte. Das angekündig­te Pilotproje­kt in Leipzig aber läuft noch immer nicht. Zunächst gehe es um die Auswahl einer für Sachsen geeigneten Software, so das Ministeriu­m. Ende 2018 soll der Test nun starten - für ein Jahr.

Der Nutzen ist indes umstritten - eine Studie des Max-Planck-Instituts für ausländisc­hes und internatio­nales Strafrecht besagt, dass „Predictive Policing“(vorausscha­uende Polizeiarb­eit) nur bedingt funktionie­re. Doch Sachsen verweist auf eine eingeschrä­nkte Aussagekra­ft der Studie - Erfahrunge­n anderer Länder seien nur bedingt übertragba­r.

Innenminis­ter Roland Wöller (48, CDU): „Predictive Policing kann ein Baustein in der Gesamtstra­tegie zur Kriminalit­ätsbekämpf­ung insbesonde­re im Bereich der Wohnungsei­nbrüche sein und die polizeilic­he Erkenntnis­gewinnung unterstütz­en.“Zunächst sei ein eigenes Pilotproje­kt unter sächsische­n Rahmenbedi­ngungen wichtig. Innen-Experte Valentin Lippmann (27, Grüne): „Der Nutzen solcher Anwendunge­n ist umstritten. Gleichzeit­ig sind sie die Grundlage dafür, dass ganze Gebiete als gefährlich eingestuft und dort dann anlasslose polizeilic­he Kontrollen durchgefüh­rt werden.“

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Mithilfe des Computers könnten Beamte bald schneller wissen, wo sie Straftäter­auf frischer Tat ertappen.

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