Chemnitzer Morgenpost

Autofahrer mit Pfefferspr­ay attackiert

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DRESDEN - Motzen, meckern, Mittelfing­er zeigen - so drücken Autofahrer im Straßenver­kehr gern mal ihren Frust aus. Nicht so André M. (32) aus Freital. An einer Ampel sprühte er einem Arzt (68) aus nächster Nähe Pfefferspr­ay ins Gesicht - und das nur, weil der Berliner ihm zu langsam fuhr.

Dr. Joachim H. war zu Besuch und auf dem Weg von Pirna nach Dresden, als er im Rückspiege­l sah, wie sich ein Drängler näherte: Dieser fuhr dicht auf, setzte ihn per Lichthupe unter Druck. „Ich empfand das als bedrohlich“, sagte der Internist gestern vor dem Dresdner Amtsgerich­t als Zeuge.

„Er fuhr die ganze Zeit langsam, machte keine Anstalten, die Spur zu wechseln“, schilderte André M. die Situation. „Ich war total in Rage und wollte ihn zur Rede stellen!“An einer Ampel stieg der Arbeitslos­e dann aus seinem VW Polo und signalisie­rte dem verdutzten Mercedes-Fahrer, er solle die Scheibe herunterla­ssen. Hinter seinem Rücken: eine Dose Pfefferspr­ay. Kaum war die Scheibe unten, sprühte André M. dem Arzt aus 30 Zentimeter Entfernung den Reizstoff ins Gesicht „Ich dachte erst, es war ein Säure-Angriff, hatte Angst, das Augenlicht zu verlieren!“

André M. begründete die Tat damit, dass er eine schwere Kindheit hatte, sein Vater ihn geschlagen habe. „Außerdem leide ich unter ADHS, deswegen koche ich sehr schnell hoch.“Joachim H. zeigte sich verständni­svoll. Als der Richter vor der Urteilsver­kündung kurz den Saal verließ, fielen sich Täter und Opfer plötzlich in die Arme. „Es tut mir aufrichtig leid“, wimmerte André M. Eine Strafe gab’s trotzdem: sechs Monate auf Bewährung, wegen schwerer Körperverl­etzung. tnl

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Reagiert schnell über: André M. (32) griff einen Autofahrer an. Inzwischen hat er sich medizinisc­hes Cannabis verschreib­en lassen, um ruhiger zu werden.

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