Juncker will an der Uhr drehen
BRÜSSEL/BERLIN - Eine Stunde vor, eine zurück - das Hin und Her mit Sommer- und Winterzeit soll bald ein Ende haben. EU-Kommissions-Chef Jean-Claude Juncker (63) will die jahrzehntelange Regelung kippen, zweimal im Jahr die Uhr umzustellen: „Die Menschen wollen das, wir machen das.“
In einer Online-Umfrage hatte sich die Mehrheit für die Abschaffung des halbjährlichen Prozederes ausgesprochen - mit einem Vorsprung für eine fortwährende Sommerzeit (MOPO berichtete). „Millionen Europäer haben die öffentliche Konsultation genutzt, um sich Gehör zu verschaffen. Die Botschaft ist sehr deutlich“, sagte die zuständige EU-Kommissarin Violeta Bulc (54).
Einen Termin für den Gesetzesvorschlag nannte die Slowenin nicht. Allerdings stellte Bulc in Aussicht: Wenn Europaparlament und EU-Staaten zustimmen, kann die Entscheidung schon im kommenden Jahr fallen - und die Zeitumstellung 2020 oder 2021 passé sein. Anschließend könnten die einzelnen Länder selbst entscheiden, ob sie dauerhaft die Winteroder die Sommerzeit einführen wollen. Auch Kanzlerin Angela Merkel (64, CDU) befürwortet die Abschaffung der Zeitumstellung in der Europäischen Union: „Ich persönlich hätte jedenfalls dafür eine sehr hohe Priorität.“Es hätten sich in Europa noch nie so viele Menschen an einer Online-Abstimmung beteiligt, begründete sie ihre Haltung. Dabei habe die überwältigende Mehrheit dafür plädiert, die Sommerzeit zu behalten. Wenn es ein solches Umfrage-Ergebnis gebe, „sollte vielleicht auch etwas daraus folgen.“
Die Wirtschaft sieht die Pläne eher positiv. Stefan Kapferer (52), Chef des Bundesverbands der Energieund Wasserwirtschaft (BDEW): „In der Tat bringt der Dreh am Zeiger keine spürbare Energie-EinspaBundesverDeutschen rung.“Von der einigung der Arbeitgeberverbände heißt es: „Die Zeitumstellung hat in viele ArbeitszeitkonzepLogistikabläufe te und Unruhe gebracht.“