Chemnitzer Morgenpost

70000 feiern in Chemnitz

Großes Konzert für Vielfalt

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E s war eine Woche, über die Chemnitz noch lange reden wird: Der Totschlag an Daniel H. († 35), Trauer, Proteste, Jagdszenen auf Ausländer, Demonstrat­ionen mit Zehntausen­den Menschen (siehe auch S. 10/11). Gestern dann das große „Wir sind mehr“-Konzert auf dem Johannispl­atz - mindestens 70 000 Menschen waren bundesweit angereist.

Stars wie „Die Toten Hosen“, „Kraftklub“, die Rapper Marteria und Casper sowie „K.I.Z.“heizten nach einer Schweigemi­nute der Menge ein. Die City war dicht, Besucher saßen sogar auf Haltestell­en-Dächern. Bereits am Nachmittag hatte Hosen-Sänger Campino (56) gesagt: „Wir sind heute nicht als Künstler hier, sondern als Mitbürger.“Felix Kummer („Kraftklub“): „Wir sind Chemnitzer, auch dann noch, wenn alle Kameras weg sind. Ein Konzert rettet nicht die Welt. Wir freuen uns aber, dass wir nicht allein gelassen werden.“Rapper Marteria (35): „Ich komme aus Rostock-Lichtenhag­en, habe 1992 die Jagd auf Ausländer erlebt. Dort begann es auch mit einer eher kleinen Masse, am Ende waren es Tausende.“

Veranstalt­er war die Chemnitzer CWE. Chef Sören Uhle (41): „Das Konzert wurde durch Sponsoren finanziert.“Am Abend wurden Spenden für die Familie der Opfer sowie Organisati­onen gesammelt, welche gegen Rechtsextr­emismus kämpfen. Währenddes­sen traf sich Grünen-Fraktions-Chef Anton Hofreiter (48) im Parteibüro am Brühl mit Parteikoll­egen und Chemnitzer­n. Vorm Marx-Kopf legten DJs auf, im Stadthalle­npark tummelten sich Hunderte Besucher. Eine rechte Gegendemo wurde von der Stadt Chemnitz untersagt. Traurige Bilder am Tatort: Die Polizei musste linksauton­ome Konzertbes­ucher und trauernde Freunde trennen, es kam zu Handgreifl­ichkeiten. Am Abend wurden die Zugverbind­ungen nach Leipzig verstärkt, das Mobilfunkn­etz brach in der Innenstadt zusammen.

Am Freitag laden dann die Theater Chemnitz um 19 Uhr zum Gratiskonz­ert „Gemeinsam stärker - Kultur für Offenheit und Vielfalt“auf den Theaterpla­tz ein. Generalint­endant Christoph Dittrich (52): „Wir wollen, dass Chemnitz eine Stadt der Diskursoff­enheit ist und bleibt, die den Titel Kulturhaup­tstadt verdienen kann - mit einer Kultur, die Respekt im Miteinande­r lebt.“

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 ??  ?? Als Zeichen gegen Rechtsextr­emismus: Zehntausen­de feierten auf dem Johannispl­atz und in der City das große „Wir sind mehr“-Konzert.
Als Zeichen gegen Rechtsextr­emismus: Zehntausen­de feierten auf dem Johannispl­atz und in der City das große „Wir sind mehr“-Konzert.
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Am Nachmittag stellten sich unter anderem Campino (l.) und Kraftklub-Frontmann Felix Kummer in der Stadthalle den Medien.
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Auch die Szene-Band „Feine Sahne Fischfilet“rund um Sänger Monchi war auf der Bühne zu sehen.
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Auch auf den umliegende­n Straßen tanzten Tausende Menschen ausgelasse­n.

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