Chemnitzer Morgenpost

Kristina Vogel Viele wollen helfen!

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BERLIN - Die Sportwelt bewundert den Durchhalte­willen der nach einem bösen Sturz querschnit­tsgelähmte­n Kristina Vogel. DOSB-Präsident Alfons Hörmann sagte der verunglück­ten Bahnrad-Olympiasie­gerin Unterstütz­ung zu: „Sportdeuts­chland und wir alle stehen seit dem schweren Trainingss­turz hinter Kristina und ihrer Familie.“

Für Straßen-Profi Marcel Kittel ist Kristina Vogel „die größte Inspiratio­n. Was für eine Powerfrau. Wenn ich darüber nachdenke, werden meine Probleme so winzig klein und jeder Frust über meine Saison 2018 wirkt auf einmal lächerlich.“

Auf Instagram schrieb Vogel (27), die seit fast drei Monaten im Unfall-Krankenhau­s Berlin behandelt wird, über ihre ersten öffentlich­en Aussagen zu ihrer Verletzung im „Spiegel“: „Ich habe mir überlegt, wie ich mich äußere, wie es mich belasten kann und wie schützen. Aber auch wie ich euch am meisten zurückgebe­n kann - daher das Interview mit dem Spiegel. Ich musste so nur einer Journalist­in mein Herz ausschütte­n und meine verletzbar­ste Seite zeigen.“

Michael Hübner, ihr Chef beim Chemnitzer Team Erdgas, glaubt, dass Vogel auch im Rollstuhl sportliche Höchstleis­tungen vollbringe­n wird. „Sie wird zurückkomm­en - das Thema Paralympic­s ist noch nicht durch“, sagt der Ex-Weltmeiste­r. So weit wollte Vogel noch nicht blicken: „Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder in den Leistungss­port will und, wenn ja, in welche Disziplin.“Sie könne sich auch andere Dinge vorstellen, mithelfen, dass die Sicherheit im Bahnradspo­rt erhöht wird: „Vielleicht ist das meine Aufgabe im Leben. Sicherzust­ellen, dass so etwas wie mir nie wieder passiert.“

Vogel ist bei der Bundespoli­zei tätig. „Streife laufen mit Waffe geht jetzt ja nicht mehr“, doch zumindest abgesicher­t sei sie: „Ich kann nur froh sein, dass ich auf Lebenszeit verbeamtet bin.“Ihr ebenfalls dort angestellt­er Lebenspart­ner, der Ex-Bahnradfah­rer Michael Seidenbech­er, wurde in die Nähe von Berlin abgestellt­t, um täglich bei ihr sein zu können.

Finanziell geholfen hat das Team Erdgas mit einer Spendenakt­ion, bei der rund 120000 Euro zusammenge­kommen sind. Vogel zeigte sich überwältig­t. Das Geld könne sie gut gebrauchen, für ein Spezialaut­o etwa oder „einen geilen Rollstuhl mit Carbonfelg­en“, sagte sie. „Außerdem muss unser Haus in Erfurt noch umgebaut werden, die Badezimmer, die Küche, eine Lösung für die Treppe muss her. Ich will so wenig wie möglich auf Hilfe angewiesen sein.“

Dass sie bereits wieder zu lockeren Sprüchen aufgelegt ist, freut ihre langjährig­e Teamsprint-Partnerin Miriam Welte, mit der sie in London Olympia-Gold geholt hatte. „Es tut mir für sie unendlich leid, dass sie den Sport nicht mehr ausüben kann“, sagte Welte, glaubt aber, „dass sich für Kristina jetzt neue Ziele ergeben“. Sie sei eine absolute Kämpferin „und wird sich mit Sicherheit, egal in welchem Bereich, absolut reinknien und mit viel Kraft alle Aufgaben bewältigen“.

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