Tedesco kämpft gegen die Depression
Neuer Anlauf, neue Hoffnung nach dem blamablen Aus in der vergangenen Champions-League-Saison steht Borussia Dortmund in der Bringschuld.
Ähnlich leblose Auftritte wie in der vorigen Gruppenphase, als selbst gegen Außenseiter APOEL Nikosia kein Sieg gelang, würde sich Michael Zorc diesmal liebend gern ersparen. Deshalb nahm der Sportdirektor die Profis vorm heutigen Start beim FC Brügge (21 Uhr/ Sky) in die Pflicht: „Wir wollen in diesem Wettbewerb überwintern. Dazu brauchen wir in Brügge ein gutes Ergebnis.“
Eine Niederlage zum Auftakt könnte die ambitionierten Plägefährne früh den. Schließlich gilt der belgische Meister und aktuelle Tabellenführer der Jupiler League als der vermeintlich schwächste Gegner in der Gruppe A, zu der noch Atletico Madrid und AS Monaco gehören. Dennoch warnte der neue BVB-Mittelfeldstar Axel Witsel davor, den Underdog aus seinem Heimatland zu unterschätzen. „Brügge spielt derzeit den besten Fußball in Belgien.“Doch bei allem Respekt sieht der GELSENKIRCHEN - Schalke 04 kehrt nach 1288 Tagen in die Champions League zurück, Domenico Tedesco WM-Dritte Vorteile bei seinem neuen Team: „Natürlich müssen wir jeden Gegner ernstnehmen. Aber mit unserer Qualität können wir dahin fahren und das Spiel gewinnen.“
Trotz des erfreulichen Bundesliga-Starts unter der Regie des neuen Trainers Lucien Favre mit zwei Siegen und einem Unentschieden gibt es anhaltende Störgeräusche. Wie schon vor der erfolgreichen Generalprobe steht erstmals im feinen Zwirn an der Seitenlinie, aber das Lächeln fällt dem Trainer schwer. gegen Frankfurt (3:1) wird weiter eifrig über die Rolle von Mario Götze diskutiert. Gut möglich, dass Favre im 29000 Zuschauer fassenden engen Jan-Breydel-Stadion wieder auf mehr robuste Profis als den Edeltechniker setzt. Auf den leicht angeschlagenen Zweikämpfer Thomas Delaney muss er jedoch verzichten. Der Däne fehlt - genau wie Torjäger Paco Alcacer, der ebenfalls über muskuläre Probleme klagte.
Nach dem kapitalen Bundesliga-Fehlstart kämpft der Überflieger der vergangenen Saison gegen seine erste Krise - und die schlechte Laune vor dem bislang größten Spiel seiner Karriere.
„Wir haben uns letzte Saison zerrissen, um diese Spiele spielen zu dürfen. Daher müssen wir es mit Freude und Spaß angehen und versuchen, die Ergebnisse auszublenden“, forderte der 33-Jährige vorm heutigen Auftaktmatch (21.00 Uhr/DAZN) gegen den
FC Porto. Die Königsklasse, die er bisher nur aus dem Fernsehen kannte, sei „Belohnung und nicht Belastung“.
„Er kann damit umgehen“, meinte Sportvorstand Christian Heidel nach dem 1:2 bei Borussia Mönchengladbach, „bei uns steht kein ratloser Trainer da“. Das erste Schalker Spiel in der Champions League seit dem 4:3 im Achtelfinale 2015 beim Rekordsieger Real Madrid soll als Stimmungsaufheller wirken, damit Königsblau nicht in Depressionen verfällt. Getreu dem Motto von Stürmer Guido Burgstaller: „Hart arbeiten, nicht jammern, Gas geben und an uns glauben.“