Stadt der Moderne der Vergangenheit nach
Die Zukunft muss warten: Das schrottreife Parkleitsystem beschäftigt erneut den Stadtrat. Das Rathaus sperrt sich, Autofahrer auf zeitgemäße Art und Weise zu freien Parkplätzen zu leiten. Von einer eigenen Park-App will Baubürgermeister Michael Stötzer (45, Grüne) nichts wissen.
Die Stadt der Moderne galoppiert in Sachen Park-Service dem Stand der Technik weit hinterher. Rund 1,6 Millionen Euro würde es kosten, das 2014 abgeschaltete Parkleitsystem mit einem neuen Rechner und neun neuen Informationstafeln auszustatten, so Baubürgermeister Stötzer.
Eine Alternative zu Stahl und Beton wären Bits und Bytes. Doch von einer App, die sich Autofahrer aufs Smartphone laden, hält das Rathaus nichts. Stötzer: „Vor dem Hintergrund der rasanten Marktentwicklung ist die Entwicklung einer eigenen App für die Stadt nicht zielführend.“
Widerspruch kommt von Stadtrat Lars Fass(40, mann Vosi/Piraten): „Wenn die Daten über freie Parkplätze offen wären, hätte ich Leute für die App.“Seit März 2017 stellt Chemnitz sogenannte Open Data (offene Daten) zur Verfügung. 21 340-mal ist seit Juni 2017 auf das Portal zugegriffen worden, so ein Rathaussprecher. Abgefragt wurden Infos über Schulwege, Spielplätze, Fakten zum Flächennutzungsplan, zu Überschwemmungsgebieten oder auch Bodenrichtwerte.
Der Haken: Daten zu freien Stellflächen gebe es nicht, so Lars Fassmann. Ohne die Daten könne kein Privatunternehmen eine App entwickeln. Das Parkleitsystem informierte Autofahrer bis 2014 über zwölf Parkplatzanlagen mit 2 185 Stellplätzen.