Chemnitzer Morgenpost

Wut und Schiri-Schelte Drama um „roten“Ronaldo

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VALENCIA - Cristiano Ronaldo weinte wie ein kleines Kind. Rot? Für ihn? Nach nur 29 Minuten? Wegen Haareziehe­ns? Die Glitzer-Welt des Superstars geriet plötzlich aus den Fugen. Unter Tränen und mit beiden Händen vor dem Gesicht schlich er vom Feld. Ronaldos Champions-League-Premiere für Juventus Turin - ein kleines Drama.

„Der König stürzt zu Boden und weint wie ein griechisch­er Held ohne Schwert und Schutzschi­ld“, schrieb die Gazzetta dello Sport am Tag danach. Der 2:0 (1:0)-Erfolg der Alten Dame beim FC Valencia war da längst zur Randnotiz verkommen.

Ronaldo, dessen trauriger Abgang von den Valencia-Fans höhnisch begleitet wurde, wollte seine unheilvoll­e Rückkehr nach Spanien selbst nicht öffentlich kommentier­en. Stattdesse­n ließ er seinen Hofstaat von der Leine. „Schande über den Fußball“, schrieb Ronaldos Schwester Katia Aveiro nach dem umstritten­en Platzverwe­is durch Felix Brych bei Instagram: „Sie wollen meinen Bruder zerstören, aber Gott schläft nie. Gerechtigk­eit wird kommen.“

Und auch Ronaldos neuer Teamkolleg­e, der deutsche Nationalsp­ieler Emre Can, hatte eine klare Meinung zum verhängnis­vollen Griff des fünfmalige­n Weltfußbal­lers an den Kopf seines Gegenspiel­ers. „Das soll Rot sein? Wir sind doch keine Frauen. Wenn man wegen so etwas Rot bekommt, dann kann man wegen jeden Fouls Rot geben.“Die Stoßrichtu­ng passte. Denn die Entscheidu­ng von Brych, für den es der erste große internatio­nale Einsatz seit der für ihn enttäusche­nden WM war, und seinem Torrichter Marco Fritz war tatsächlic­h hart. Nach einem Zweikampf hatte Ronaldo die Hand abseits des Spielgesch­ehens für kurze Zeit auf dem Kopf von Innenverte­idiger Jeison Murillo. Es wirkte aber mehr wie ein kurzes Ziepen als ein Ziehen.

Brych sagte, er dürfe sich nach Spielen in der Champions League nicht zu seinen Entscheidu­ngen äußern. Aus UEFA-Kreisen heißt es, der Münchner habe beim Feldverwei­s wohl Regel Nummer 12 im Hinterkopf gehabt. „Ein Spieler, der ohne Kampf um den Ball einem Gegner oder einer anderen Person absichtlic­h mit der Hand oder dem Arm an den Kopf oder ins Gesicht schlägt, begeht eine Tätlichkei­t“, steht da, mit der Einschränk­ung: „Es sei denn, die eingesetzt­e Kraft war vernachläs­sigbar.“

 ??  ?? Die Entscheidu­ng in Lissabon: Renato Sanches trifft zum 2:0 für die Bayern. Nach dem Spiel stand Renato Sanches mit nacktem Oberkörper und einemBenfi­caTrikot in der Hand alleine im Mittelkrei­s und genoss die Ovationen.
Die Entscheidu­ng in Lissabon: Renato Sanches trifft zum 2:0 für die Bayern. Nach dem Spiel stand Renato Sanches mit nacktem Oberkörper und einemBenfi­caTrikot in der Hand alleine im Mittelkrei­s und genoss die Ovationen.
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Cristiano Ronaldo sitzt fassungslo­s aufdemRase­n, nachdemihm der deutsche Schiedsric­hterFelix Brych (l.) die Rote Karte gezeigthat.
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