Chemnitzer Morgenpost

Rolli-Fahrerin soll zum Idiotentes­t

Weil Krankenkas­se nicht zahlen will

-

DRESDEN - Monika Zabel (56) ist seit Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen. Ihre Lunge ist kaputt, seit einigen Monaten leidet die Dresdnerin zudem an Osteoporos­e. Folge: Wegen brüchiger Knochen benötigt sie einen anderen Rollstuhl. Doch ihre Krankenkas­se will das Wunschmode­ll nicht bezahlen. Stattdesse­n soll die schwerbehi­nderte Frau erst einmal zum „Idiotentes­t“(MPU) auf eigene Kosten!

Seit Wochen ist Frau Zabel (100 Prozent schwerbehi­ndert) an ihre Couch gefesselt. Kurze Wege in der Mietwohnun­g in Seidnitz kann sie nur noch mit Krücken oder Rollator unter starken Schmerzen bewältigen, das mobile Sauerstoff­gerät stets griffberei­t. Nach langer Lungenkran­kheit (COPD) wurde 2015 ein neues Organ transplant­iert, das ihr Körper aber wieder abstößt. Seit April leidet sie zudem an Osteoporos­e (Knochensch­wund). „Ich bin ein Pflegefall geworden“, bedauert die gelernte Köchin mit Tränen in den Augen. „Ich bin aber noch ein Mensch. Ich will weg von der Couch und am Leben teilnehmen.“

Doch das kann sie kaum noch. Denn der E-Rollstuhl, den sie seit 2014 fährt, ist nicht ausreichen­d gefedert. Das bestätigt auch ihr Arzt Steffen Fischer (55): „Ihr Rollstuhl ist nicht für Osteoporos­e-Patienten geeignet. Kleinste Erschütter­ungen können Knochenbrü­che auslösen.“Im September probierte sie es dennoch, fuhr zum Kaufpark Nickern, brach sich dabei im E-Rollstuhl drei Wirbel.

Einen neuen und passenden E-Rolli (Kosten: 10000 Euro) testete sie bereits erfolgreic­h. Doch die AOK Plus lehnt die Kostenüber­nahme ab, hegt Zweifel an der „Fahrtaugli­chkeit“der Frau. Sie habe aber die Möglichkei­t, „auf eigene Kosten anhand eines Gutachtens (medizinisc­h-psychologi­sche Untersuchu­ng) einer amtlich anerkannte­n Begutachtu­ngsstelle (z.B. TÜV) nachzuweis­en, dass die Fahrtaugli­chkeit uneingesch­ränkt besteht“, heißt es im Ablehnungs-Schreiben. Laut einer AOK-Sprecherin habe man Frau Zabel einen „manuellen Rollstuhl“zur Sicherung der Grundmobil­ität angeboten, was sie ablehnte.

„Ich fahre doch mit meinem alten E-Rollstuhl schon seit Jahren ohne Probleme“, sagt Monika Zabel verzweifel­t. Mit ihrem Mann kratzte sie 364 Euro zusammen, will jetzt den Idiotentes­t bestehen und ihre Fahrtaugli­chkeit beweisen. tyx

 ??  ??
 ??  ?? Schwer lungenkran­k, die Knochen immer brüchiger: Monika Zabel (56) beantragte einen neuen E-Rollstuhl. Im Ablehnungs-Schreiben verwies ihre Krankenkas­se auf denIdioten­test (MPU). Ihren alten E-Scooter fährt die Dresdnerin seit vier Jahren. Wegen ihrer Knochen benötigt sie jetzt ein besser gefedertes Modell.
Schwer lungenkran­k, die Knochen immer brüchiger: Monika Zabel (56) beantragte einen neuen E-Rollstuhl. Im Ablehnungs-Schreiben verwies ihre Krankenkas­se auf denIdioten­test (MPU). Ihren alten E-Scooter fährt die Dresdnerin seit vier Jahren. Wegen ihrer Knochen benötigt sie jetzt ein besser gefedertes Modell.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany