Zu hoch gepokert
D ie Ostrale ist ein Dresdner Kind. Richtig groß - und richtig teuer - sollte das Festival für zeitgenössische Kunst zukünftig aber erst in Chemnitz werden. Im Geheimen hatten OB Barbara Ludwig und Ostrale-Chefin Andrea Hilger dafür einen langfristigen Plan ausgeheckt. Der ist jetzt krachend gescheitert.
D as Kunstfestival wollte nach Chemnitz auswandern, anstatt weiter auf die Sanierung ihres Ausstellungsgeländes im Dresdner Ostra-Gehege zu warten. OB Ludwig hatte mit Steuergeldern in Millionenhöhe gelockt. Das offensichtliche Kalkül: die Elbestadt ausbooten im Rennen um den Titel Kulturhauptstadt 2025. Und seien die Kosten noch so hoch.
B eide Frauen haben hoch gepokert - zu hoch. Dass eine Prüfungskommission die Umzugspläne jetzt als viel zu aufwendig und teuer ablehnt, sorgt für Verlierer allerorten. Für OB Ludwig ist der gescheiterte Abwerbeversuch eine klare politische Niederlage. Statt einen kulturhauptstädtischen Leuchtturm zu ergattern, hat sie lediglich eine Debatte über die Förderung der Chemnitzer Kultur vom Zaun gebrochen.
A uch die Ostrale hat ihrem Ruf geschadet. Sich zum Spielball kulturpolitischer Interessen gemacht zu haben, entpuppt sich als Eigentor. Der Plan, heimlich aus Dresden fortzuziehen, hat dort viele düpiert - nicht zuletzt im Rathaus. Dort muss nun neu entschieden werden, wie viel Geld die Stadt für zeitgenössische Kunst investieren will. Leichter werden diese Gespräche jetzt sicher nicht.