Chemnitzer Morgenpost

Eine deutsche Geschichte

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Der Oscar für „Das Leben der Anderen“zählt zu den großen Erfolgen des deutschen Kinos. Die goldene Trophäe ging 2007 an das Stasi-Drama von Florian Henckel von Donnersmar­ck, seinen ersten abendfülle­nden Spielfilm. Lange elf Jahre ist das her - nun bringt Donnersmar­ck seinen erst dritten Spielfilm in die Kinos. Für „Werk ohne Autor“ließ sich der 45-jährige Regisseur vom Leben des Dresdner Malers Gerhard Richter inspiriere­n.

Die Hauptfigur des Kurt Barnert, gespielt von Tom Schilling, ist daran angelehnt. Barnert wächst im Dresden der Nazi-Zeit auf. Dort lernt er die Kunst zu lieben, die eigene Begabung schätzen. In der DDR darf er sein Tun an der Kunstakade­mie verfeinern. Mit seiner großen Liebe (Paula Beer), der er während des Studiums begegnet, geht Barnert in den Westen, um in Düsseldorf an der Kunstakade­mie weiter zu üben.

Im Vorübergeh­en erzählt Donnersmar­ck davon, wie Barnert nach und nach herausfind­et, dass ausgerechn­et sein Schwiegerv­ater (Sebastian Koch) als Arzt am Euthanasie­programm der Nazis beteiligt war und mitverantw­ortlich ist für die Ermordung von Kurts Tante (Saskia Rosendahl). In Düsseldorf gelingt es Barnert, sich auf die Traumata in seiner Vita einen Reim zu machen.

Donnersmar­ck schart eine beachtlich­e Zahl von prominente­n deutschen Darsteller­n um sich: vom über weite Strecken zurückhalt­end agierenden Schilling bis zu Koch. Erinnerung­swürdig die kürzeren Auftritte etwa von Rosendahl als Tante Elisabeth, Ben Becker als DDR-Vorarbeite­r oder Oliver Masucci als Beuys-Imitat. Dabei spielt Donnersmar­ck sein Gespür für so gefälliges wie intelligen­tes Kino aus.

„Werk ohne Autor“ist ein mit 188 Minuten Länge und hollywooda­rtigen Bildern (im besten Sinn) größenwahn­sinniger Film. Vielleicht lässt sich ja das Wunder von 2007 wiederhole­n. Ausgewählt als deutscher Beitrag für die Oscars 2019 ist der Film. Fazit: Eine große Kino-Oper.

Matthias von Viereck

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Tom Schilling als Maler Kurt Barnert, die filmische Gestalt Gerhard Richters.
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