Sie bieten genervten Städtern einen Landeplatz in der Provinz
WEISSWASSER - Lärm, Stau, Wohnungsmangel - viele Großstädter träumen davon, das Weite zu suchen. In der Oberlausitz können sie auf Hilfe von „Raumpionieren“hoffen, die abwanderungswilligen Städtern „Landeplätze“aufzeigen.
„Ist man da nicht einsam?“Diese Frage hört Arielle Kohlschmidt häufig. Die 41-Jährige lebt in Klein Priebus, einem kleinen Dorf im nordöstlichsten Zipfel von Sachsen. Am Telefon, übers Internet oder im Gespräch gibt sie Leuten Auskunft, die aufs Land ziehen wollen. Bei ihr und ihrem Mann Jan finden genervte Städter ein offenes Ohr: in der „Raumpionierstation Oberlausitz“.
Die beiden Berliner kamen 2009 nach Klein Priebus, „von der belebten Stadt ins Nichts“, wie sie zugeben. Zusammen betreiben sie eine Kreativagentur. Die Neiße fließt wenige Meter vor ihrem Haus vorbei. „Ich mag die Natur und wollte meine Ruhe haben“, begründet Arielle ihren Wechsel in die abgelegene Idylle, wo sie als Grafikerin und Texterin Inspiration findet.
„Wir sind keine professionellen Berater, sondern zeigen einen ganz konkreten Landeplatz“, sagt die Mutter eines Sohnes. Nach eigenen Angaben hat das Paar aus Klein Priebus inzwischen rund 130 Leute zur Landlust beraten, die meisten davon telefonisch oder per Mail. „Manche kommen selbst vorbei, einige übernachten sogar bei uns“, erzählt Arielle.
Unterdessen ist das Netzwerk auf 26 „Raumpioniere“angewachsen. Dazu gehören Designer, Kulturmanager und der Betreiber eines Flammkuchen-Lokals unter freiem Himmel. Arielle: „Für Leute, die ortsunabhängig arbeiten können, ist der ländliche Raum interessant.“Durch die Digitalisierung sei vieles möglich.