Wir waren das einzige Discjockey-Ehepaar der DDR
Von Caroline Staude BAUTZEN - Von Zittau über Oberhof bis hoch zur Ostsee: Ulrike und Norbert Biebrach sorgten nahezu in der gesamten DDR für Stimmung: Die beiden waren das einzige Discjockey-Ehepaar mit Berufsausweis. Und noch heute packen sie alles im Doppelpack an.
„Dass es so einen Lauf nehmen wird, hätten wir ja nie gedacht“, sagt Norbert Biebrach (69). „Wir waren irgendwann landesweit unterwegs und haben die Leute unterhalten.“Als Duo „UNB“tourten die Eheleute durch die DDR. Von 1983 an bestritten die Bautzener gut tausend Auftritte gemeinsam.
Dabei hätten sie fast gar nicht zusammen auf die Bühne gedurft. „Die Zuständigen vom Kreiskulturhaus fanden, meine Frau könne von der Stimme her nicht moderieren“, so Biebrach. Das Paar ließ sich davon aber nicht abhalten. „Wir haben dann an meiner Stimme gefeilt“, erinnert sich Ulrike. „Und das hat sich dann ausgezahlt.“Per Ministerbeschluss durften die zwei bald offiziell als Berufsdiscjockeys, besser als Schallplattenunterhalter durch die Lande tingeln.
„Wir hatten vier Koffer mit Kassetten“, so das Paar. Alle Songs fein säuberlich aufgelistet in zwei Büchern, einmal nach Titel, einmal nach Interpret - handschriftlich versteht sich. „Während mein Mann moderiert hat, habe ich die Bänder mit einem kleinen Recorder vorgespult, damit das richtige Lied startklar war.“Aber: Wo andere Kopfhörer hatten, hielt Ulrike Biebrach immer einen Telefonhörer in der Hand. „Naja, die Kopfhörer hätten meine Frisur kaputt gemacht“, lacht sie.
Damals sei der Beruf des DJs noch anders gewesen als heute. „Wir mussten die Leute richtig unterhalten, auch mal auf einige Regeln hinweisen, haben Motto-Abende veranstaltet“, sagt Norbert Biebrach.
Kurz nach der Wende, im Dezember 1990, gab das Ehepaar seine letzte Vorstellung. Jetzt sind beide Rentner, aber zur Ruhe setzen wollen sie sich noch nicht so wirklich. „Wir nutzen unsere alten Verbindungen zu Sängern, Veranstaltern und Bands und haben eine kleine Event-Firma gegründet.“Klar, unter welchem Namen: „UNB, darunter kennen uns die Leute schließlich noch heute.“