Nazarov zwischen Jubel, Genugtuung und Zorn
Bei Joker Nazarov fahren nach seinem Siegtor die Emotionen Achterbahn
AUE - Das war eine gefährliche Mischung bei Dimitrij Nazarov nach dem 2:1 gegen Holstein Kiel. In der Nachspielzeit hatte er die „Veilchen“aus 14 Metern zum Sieg geballert. Jubel, Erleichterung, Genugtuung, Zorn, Trotz - „Dima“wusste nicht so richtig, wohin mit seinen ganzen Emotionen.
Bei seinem Schuss war eine gehörige Portion Wut dabei. Aber Nazarov besitzt dann halt auch die Klasse, diesen Frust umzusetzen. Das war bei seinem Zaubertor in Ingolstadt zum 2:3 zu sehen, als er auch von der Bank kam, und jetzt wieder. Zweimal legte er sich den Ball mit Kopf und Brust vor, um ihn dann perfekt ins lange Eck zu zwirbeln. Danach lief er zur Fankurve, legte seine Hände an die Ohren - so nach dem Motto: „Ich höre nichts von euch.“Zumindest nichts Kritisches. Das war lange Zeit anders. Da wurde er von den Anhängern und den Medien scharf kritisiert - auch weil er nur sporadisch zeigte, was er kann. Dass er es kann, steht außer Frage. In der 91. Minute gegen Kiel bewies er es.
Auch bei Trainer Daniel Meyer hat(te) Nazarov einen schweren Stand - trotz einer starken Vorbereitung. Über 90 Minuten hat er in dieser Saison noch gar nicht gespielt. Nur zum Auftakt gegen Union stand er in der Startelf, fünfmal wurde er eingewechselt, zweimal war sein Name nicht mal auf dem Spielformular zu finden. Denkpausen hatte er also einige. Gegen Kiel kam er erst nach 86 Minuten als letzte Trumpfkarte und die stach. Nach Abpfiff rannte Trainer Meyer auf „Dima“zu, zog seinen imaginären Hut und nahm ihn in den Arm. „Ja, gut. Den kann er irgendwann mal unter vier Augen nochmal vor mir ziehen, wenn er will. Ich habe meinen Job gemacht. Alles andere muss er gucken, was er in zwei Wochen macht“, sagte Nazarov ziemlich kühl. Aber es brodelte in ihm, er biss sich mehrfach auf die Zunge, um nicht den ausbrechenden Vulkan zu spielen. „Das kläre ich intern“, so Nazarov und legte dann doch richtig los. „Jeder, der mich kennt, weiß, dass die letzten Wochen für mich nicht einfach waren. Ist ja klar, dass ich sauer bin, spielen und der Mannschaft helfen will. Die Truppe weiß auch, dass sie sich auf mich verlassen kann. Das war ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Ich werde weiter an mir arbeiten, um wieder mehr Minuten zu bekommen.“Schafft er das, ist der Weg in die Startelf nicht mehr weit. Das Selbstvertrauen dazu hat er ohnehin.