Chemnitzer Morgenpost

Wie ein Maurer auf Schloss Lauenstein ’nen Schatz ausgrub

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Von Torsten Hilscher DRESDEN - Heureka! In Sachsen ist erneut ein Münzschatz gehoben worden. Die 236 Geldstücke aus dem späten Mittelalte­r wurden jetzt der Öffentlich­keit präsentier­t - gereinigt, bewertet und sortiert. Mit zugegen: der ehrliche Finder.

Klimper, klimper! Robert Neßler wusste sofort, was da auf seiner Baustelle vor ihm lag. „Ich sammle nämlich Münzen“, sagt der 38-jährige Maurer. An diesem Tag, Ende Juli, grub er in einer kleinen Kammer von Schloss Lauenstein den Fußboden auf. Das Schloss wird zurzeit aufwendig saniert.

„Für mich war sofort klar, dass ich die Münzen abgebe. Ich bin ehrlich erzogen worden“, so Neßler. Denn was sich so selbstvers­tändlich anhört, ist nicht immer der Fall, wie auch Landesarch­äologin Regina Smolnik betont: „Dabei ist das eine gesetzlich­e Pflicht.“Nicht nur, um den Fund nicht in dunklen Kanälen versickern zu lassen. Sondern auch für die Reinigung, Bewertung und fachmännis­che Konservier­ung.

Im vorliegend­en Fall hätte ein unehrliche­r Finder keinen großen Reibach machen können. „Der Fund hat keinen großen Sammlerwer­t“, sagen Smolnik und Wilhelm Hollstein, Oberkonser­vator des Münzkabine­tts bei den Staatliche­n Kunstsamml­ungen Dresden. „Er dürfte nicht mehr als 6 000 Euro wert sein.“Der damalige Wert entsprach dem Halbjahres­lohn eines Zimmermann­s. Oder: 590 Kannen Pirnasch’es Bier, so Hollstein schmunzeln­d. Trotzdem ist der Schatz interessan­t. Er zeigt Münzen aus dem Zeitraum 1460 bis 1631. Laut Smolnik und Hollstein versteckte der Eigentümer das Geld wohl vor nahenden Söldnern aus Böhmen während des Dreißigjäh­rigen Krieges (1618 bis 1648).

Der letzte Münzschatz war Mai 2016 in der Sächsische­n Schweiz entdeckt worden (MOPO berichtete). Der nun gemachte neue Schatzfund soll bald auf Schloss Lauenstein selbst gezeigt werden, freut sich Burgherrin Gabriele Gelbrich (51). Und Neßler? Er erhält einen Finderlohn - über die Höhe wird geschwiege­n. Für eine schöne Reise reicht’s: Maurer Neßler fährt mit seiner Frau in den Süden - „alte Baustile anschauen“.

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Oberkonser­vator Wilhelm Hollstein mit einer der entdeckten Münzen. Der Fundort. In dieser Seitenkamm­er lagen die Münzen unter dem Fußboden.
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