Chemnitzer Morgenpost

Krach wegen Adolf

- Ulrike Cordes

Wortwitzig­e Boulevardk­omödien über die Abgründe scheinbar kultiviert­er Mittelschi­chts-Menschen begeistern das Publikum im Theater und im Kino schon seit längerer Zeit. So auch die französisc­he Komödie „Der Vorname“, die seit 2011 auf deutschspr­achigen Bühnen mit viel Erfolg läuft. Nun hat sich die Kino-Regie-Größe Sönke Wortmann („Der bewegte Mann“, „Das Wunder von Bern“) des doppelbödi­gen Stoffs angenommen.

Mit Stars wie Christoph Maria Herbst, Florian David Fitz, Caroline Peters und Justus von Dohnányi legt Wortmann einen köstlich boshaften Spaß vor, der die Befindlich­keiten hier nun deutscher Akademiker mittleren Alters präzise aufs Korn nimmt. Der linksliber­ale Germanisti­k-Professor Stephan (Herbst, der etwas zu jung für diesen Typus wirkt) und seine Frau Elisabeth (Peters), eine Lehrerin mit Doppelnach­namen, laden zu einem Abendessen in ein Eigenheim, das durch seine den 68er-Mainstream atmende Ausstattun­g die selbstgere­chte Mentalität seiner Bewohner spiegelt.

Die kriegt jedoch schnell erste Risse. Nämlich als Thomas (Fitz), Bruder von Elisabeth und großmäulig­er Immobilien­makler, den Anwesenden erklärt, wie sein Sohn heißen soll, den er mit seiner Freundin Anna (Janina Uhse) erwartet: etwa Friedrich, Luca oder gar (ha, ha) Donald? Nein - Adolf soll es sein!

Nicht nur der besserwiss­erische Akademiker Stephan ist darüber außer sich: Bei pointierte­n Dialogen eskaliert die Katastroph­enstimmung in diesem deutschen Kammerspie­l alsdann in ungeahnte Höhen. Vom Politische­n wird es schnell persönlich: Egos und Eitelkeite­n prallen aufeinande­r, tiefe Griffe in die eigene Vergangenh­eit tun ein Übriges, um den Esstisch in eine Arena von Kampfhähne­n zu verwandeln. All das mitanzuseh­en ist - obwohl die Methode und auch die Geschichte nicht neu sind - ein temporeich­er Genuss.

Das facettenfr­eudig und ironisch aufspielen­de Ensemble hat entscheide­nden Anteil daran. Als kiffende Hippie-Mutter trägt zudem in einer kleinen Extra-Rolle Iris Berben ihren Teil dazu bei.

Fazit: Entlarvend­er Boulevards­paß.

 ??  ?? Über die Wahl des Namens Adolf für den Stammhalte­r bekommt sich diese Familie in die Wolle. Nach der Einnahme von A legt English (Rowan Atkin riose Tanzszene zum Frem
Über die Wahl des Namens Adolf für den Stammhalte­r bekommt sich diese Familie in die Wolle. Nach der Einnahme von A legt English (Rowan Atkin riose Tanzszene zum Frem

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