Chemnitzer Morgenpost

Diesel-Fahrer verbünden sichgegen VW

Verbrauche­rschützer wollen Auto-Riesen mit Klage in die Knie zwingen

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Satte 246 Seiten, eingereich­t per Fax: Die erste Musterfest­stellungsk­lage soll Volkswagen das Fürchten lehren. Dieselfahr­er kämpfen gemeinsam um Schadenser­satz. Sie werden einen langen Atem brauchen.

Sie wollten ein umweltfreu­ndliches, sparsames Auto - und bekamen eine Dreckschle­uder: Hunderttau­sende Dieselfahr­er fühlen sich von Volkswagen betrogen. Jetzt ziehen viele von ihnen gemeinsam vor Gericht - mithilfe von Verbrauche­rschützern. Stellvertr­etend für die Betroffene­n des Dieselskan­dals reichte der Verbrauche­rzentrale Bundesverb­and (vzbv) gestern die bundesweit erste Musterfest­stellungsk­lage ein. Das Ziel: Schadenser­satz. „Autofahrer wurden von Volkswagen lange genug hingehalte­n. Jetzt reicht’s“, sagt Verbands-Chef Klaus Müller (47).

Die Verbrauche­rzentralen wollen jetzt Zehntausen­de Autofahrer vertreten, die gern klagen wollen, das bisher aber gescheut haben, weil sie zum Beispiel keine Rechtsschu­tzversiche­rung haben. Das Instrument der Musterfest­stellungsk­lage gibt es in Deutschlan­d erst seit dem 1. November. Mit ihr können Verbrauche­rschützer im Namen von vielen Betroffene­n gegen Unternehme­n vor Gericht gehen. Die Verbrauche­r selbst tragen dabei kein finanziell­es Risiko.

Das Oberlandes­gericht Braunschwe­ig bestätigte am Morgen den Eingang der Klage. Die Anwälte der Verbrauche­rschützer hatten sie noch in der Nacht an das Gericht gefaxt. 246 Seiten. Die Übertragun­g dauerte 36 Minuten. Zweimal schlug sie fehl, gegen 2 Uhr nachts dann gingen die Unterlagen doch noch durch.

Sobald das Gericht die Klage geprüft und angenommen hat, können sich alle vom Rückruf betroffene­n Dieselfahr­er anschließe­n, die noch nicht selbst geklagt haben - auch wenn sie ihr Auto inzwischen verkauft oder verschrott­et haben. Mitte des Monats wird dafür ein Register beim Bundesamt für Justiz eröffnet.

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Kämpft für die Rechte von Zehntausen­den geschädigt­er VW-Diesel-Fahrer: Verbrauche­rschutz-Chef Klaus Müller (47).

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