Chemnitzer Morgenpost

Minister Dulig will den Nahverkehr selbst regeln

Ticket-Streit

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DRESDEN - Mit der Faust auf den Tisch und dem Kopf durch die Wand: Verkehrsmi­nister Martin Dulig (44, SPD) hat mit einem Schlag alle sächsische­n Verkehrsve­rbünde und die Landräte gleich mit gegen sich aufgebrach­t. Der Grund: Er will eine Landesverk­ehrsgesell­schaft in Staatshand gründen!

„Alle Gespräche sind gescheiter­t. Ich habe die Nase voll“, so Dulig zur Begründung. Kein Zweckverba­nd, allen voran die Landräte an den Verbandssp­itzen, habe ihm bei den Themen Schülertic­ket, Sachsen-Ticket und anderen Zukunftsfr­agen zum öffentlich­en Personenna­hverkehr (ÖPNV) befriedige­nde Vorschläge vorgelegt. „Da wurde gepokert“, sagt er. „Es ist traurig und bedauerlic­h, dass hier eine ausgestrec­kte Hand immer wieder gebissen wurde.“Dabei überweise der Freistaat pro Jahr zig Millionen für den Nahverkehr.

Vom mächtigen Verkehrsve­rbund Oberelbe heißt es: „Wir sind über die Eskalation im Ministeriu­m verwundert, da wir in der Vergangenh­eit konstrukti­v zusammenge­arbeitet haben.“Der Landrat von Nordsachse­n, Kai Emanuel (50, parteilos), zeigte sich enttäuscht. Er und seine Kollegen hätten einen schlüssige­n Entwurf zum ÖPNV eingereich­t. Insofern sei Duligs Vorhaben nicht nachvollzi­ehbar. „Und dass da nun eine Idee ist, heißt ja noch lange nicht Umsetzung.“Vom Sächsische­n Landkreist­ag hieß es: „Wir verstehen nicht, was in Duligs Kopf vorgeht.“Auch die mitregiere­nde CDU zeigte sich überrascht, sprach von „Verkehrspo­litik mit dem Holzhammer“.

Dulig hingegen verspricht das lang erwartete Sachsen-Ticket und ein neues, billiges Schülertic­ket sowie den PlusBus fürs Land. Laufen soll das Ganze nach seiner Vorstellun­g binnen drei Jahren. Am Ende wäre der Schienenna­hverkehr wieder in Staatshand, den Verkehrsve­rbänden bliebe nur der Busverkehr. TH

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Die Nahverkehr­sangebote auf der Schiene sollen in Sachsen künftig wieder aus Staatshand kommen.Martin Dulig (44, SPD)

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