Chemnitzer Morgenpost

Darüber streiten Deutschlan­d und Polen

Merkels heikle Mission beim Nachbarn

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Auf gute Nachbarsch­aft? Um die Beziehunge­n zwischen Berlin und Warschau steht es nicht unbedingt zum Besten. Für Kanzlerin Angela Merkel (64, CDU) waren die 15. deutsch-polnischen Regierungs­konsultati­onen eine knifflige Angelegenh­eit. Das sind die Knackpunkt­e im Verhältnis zu unseren Nachbarn:

Auf EU-Ebene steht Polen besonders wegen umstritten­er Justizrefo­rmen in der Kritik. Die EU-Kommission sieht die Unabhängig­keit der Justiz bedroht und leitete erstmals in der EU-Geschichte ein Sanktionsv­erfahren ein. Dadurch kann Polen sogar seine Stimmrecht­e im EU-Ministerra­t verlieren.

Warschau wehrt sich strikt gegen eine verpflicht­ende Aufnahme von Flüchtling­en. Die Migrations­politik Merkels stieß bei der nationalko­nservative­n Regierungs­partei PiS auf große Kritik. Auch deshalb wird sich Polen mit großer Wahrschein­lichkeit aus dem geplanten UN-Migrations­pakt zurückzieh­en. „Wir sind der Ansicht, dass unsere souveränen Prinzipien absolute Priorität haben“, sagte Ministerpr­äsident Mateusz Morawiecki (50) nach dem Treffen mit Merkel.

Der polnischen Regierung ist das North-Stream-2-Projekt mit dem geplanten Bau einer weiteren Gas-Pipeline von Russland durch die Ostsee nach Deutschlan­d - unter Umgehung Polens - ein Dorn im Auge. Warschau wirft Berlin Egoismus vor und warnt, sich zunehmend von Russland abhängig zu machen.

Seit mehr als einem Jahr werden aus PiS-Kreisen Forderunge­n nach deutschen Kriegsents­chädigunge­n laut. Bisher gab es noch keine offizielle­n Forderunge­n seitens der Regierung. Für Berlin ist das Thema mit dem 1990 unterzeich­neten Zwei-plus-VierVertra­g abgeschlos­sen. Darin heißt es, es seien „keine weiteren Reparation­en“vorgesehen. Unions-Außenpolit­ikexperte Jürgen Hardt (55, CDU): „Polen hat im August 1953 verbindlic­h und mit Wirkung für ganz Deutschlan­d auf weitere Reparation­sleistunge­n verzichtet und dies auch nachfolgen­d immer wieder bestätigt.“

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Bundeskanz­lerin Angela Merkel (64) und Polens Ministerpr­äsident Mateusz Morawiecki (50) in Warschau.
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