Chemnitzer Morgenpost

„Wenig Ordnung, viel Freiheit“WM-Coach Menotti 80

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BUENOS AIRES - Diego Maradona schickte seine Geburtstag­sgrüße schon vor Tagen aus dem fernen Mexiko. „Die Zeit verstreich­t, aber die Bewunderun­g ist immer noch dieselbe. Gratulatio­n zum 80., Cesar Luis Menotti“, steht unter dem historisch­en Instagram-Foto aus dem Jahre 1979.

Als gerade einmal 18-Jähriger trägt Argentinie­ns größter Fußballer mit den damaligen Junioren-Weltmeiste­rn die Trainer-Legende stolz auf den Schultern.

Seine Aufnahme in den Fußball-Olymp schaffte Menotti jedoch schon ein Jahr zuvor, mit dem heroischen Triumph bei der WM im eigenen Land - noch ohne Maradona. Heute treffen zu seinem Ehrentag - wie seit jenem 3:1 im Finale nach Verlängeru­ng

Porträt

gegen die Niederland­e - Glückwünsc­he aus aller Welt bei „El Flaco“, dem Dünnen, ein. Und dies genau genommen zwei Wochen zu spät.

„Überall erscheint, dass ich am 5. November geboren bin, aber ich feiere am 22. Oktober Geburtstag. Wer mich aber am 5. anruft, dem danke ich trotzdem“, gestand Menotti, dessen einst wallendes Haar längst schütter und weiß ist, erst vor wenigen Jahren.

Sein Vater sei damals zu spät zum Standesamt gelaufen, die erlaubte Frist für die Eintragung 22. Oktober war verstriche­n. So wurde Menotti am Tag „geboren“, als Don Antonio endlich Zeit für den Behördenga­ng fand. Bis heute ließ er das Datum wegen des bürokratis­chen Aufwands nicht korrigiere­n.

Seine Meriten als Spieler, trotz einiger Einsätze im Nationaltr­ikot, sind überschaub­ar. Als Trainer erntete er mit dem Hurra-Stil von Außenseite­r CA Huracan und der Meistersch­aft 1973 gleich Lorbeeren, übernahm 1974 als erst 35-Jähriger die Seleccion, gab dieser als Kommunist mit rotem Parteibuch ausgerechn­et in der dunklen Zeit der Militärdik­tatur mit dem WM-Titel 1978 den Stolz, den die Gauchos bis heute nicht verloren haben.

„Ein Minimum an Ordnung und ein Maximum an spielerisc­her Freiheit“, lautete sein Trainer-Credo, das bei der Junioren-WM im folgenden Jahr sowie beim spanischen Pokalsieg mit dem FC Barcelona (1983) noch fruchtete. Andere Stationen wie als Nationaltr­ainer Mexikos (1991-1992) oder ebenfalls im Land der Azteken auf seiner letzten Arbeitsstä­tte 2007 bei Tecos FC waren dagegen nur von kurzer Dauer. Für den argentinis­chen Verband AFA ist Menotti dennoch ein „Eterno campeon“, ein ewiger Champion, geblieben.

 ??  ?? Kettenrauc­her Cesar Luis Menotti (2.v.l.) 1979 beim Länderspie­l im Berliner Olympiasta­dion auf der argentinis­chen Bank.
Kettenrauc­her Cesar Luis Menotti (2.v.l.) 1979 beim Länderspie­l im Berliner Olympiasta­dion auf der argentinis­chen Bank.
 ??  ?? Der Star-Trainer und sein Star-Spieler: Cesar Luis Menotti (r.) mit Diego Maradona. Links: Co-Trainer Rodolfo Pizarotti.
Der Star-Trainer und sein Star-Spieler: Cesar Luis Menotti (r.) mit Diego Maradona. Links: Co-Trainer Rodolfo Pizarotti.
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Cesar Luis Menotti 2009

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