Chemnitzer Morgenpost

In Sachsen nehm en Angriffe auf Juden zu

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DRESDEN - Heute vor 80 Jahren, am 9. November 1938, begann der Terror gegen Juden. Die Reichspogr­omnacht läutete den Holocaust ein. Wie viel Antisemiti­smus gibt es heute noch in Sachsen? Die Zahl dieser Straftaten ist wieder gestiegen.

Laut Innenminis­terium nahm die Zahl antisemiti­scher Straftaten 2017 in Sachsen um fast ein Drittel zu. Insgesamt wurden 118 Fälle gezählt, 2016 waren es 90. Dabei geht es z.B. um Körperverl­etzung, Sachbeschä­digung und Volksverhe­tzung. Jüngster Vorfall war der Angriff auf das jüdische Restaurant „Schalom“im August in Chemnitz. Und die Ergebnisse des „Sachsen-Monitors 2017“zeigen: 16 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, „Juden versuchen heute Vorteile daraus zu ziehen, dass sie während der Nazi-Zeit die Opfer gewesen sind.“Aber auch unter Migranten gibt es judenfeind­liches Denken.

In einer Anhörung im Landtag sagte Nora Goldenboge­n (69), Chefin des Landesverb­andes Sachsen der Jüdischen Gemeinden mit 2 600 Mitglieder­n jüngst: „Wir haben in Sachsen, das sage ich ganz deutlich, ein sehr starkes Problem mit rechtsextr­emem Antisemiti­smus.“Die Hemmschwel­len seien gesunken, offenen Antisemiti­smus auszusprec­hen. Die Bürger, die in den jüdischen Gemeinden Sachsens verankert sind, seien sehr verunsiche­rt und hätten Angst.

An den 80. Jahrestag erinnerte gestern auch der Landtag. Hanka Kliese (38, SPD): „Was wir tun können, ist hinsehen, hingehen, die Stimme erheben.“Sebastian Wippel (36, AfD) machte vor allem muslimisch­e Einwandere­r für wiedererst­arkten Antisemiti­smus verantwort­lich. Linke-Politikeri­n Kerstin Köditz (51) erwiderte, von den 118 Straftaten im Jahr 2017 seien genau zwei gewesen, die nicht von rechten Tätern ausgingen. Staatskanz­leichef Oliver Schenk (50, CDU) kündigte einen „Beauftragt­en für jüdisches Leben“an. Einen solchen Beauftragt­en hatten die Linken gefordert. mor

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Schon unzählige Male wurde das jüdische Restaurant „Schalom“von Uwe Dziuballa (53) angegriffe­n.
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Stern einer Synagoge: Steigender Antisemiti­smus macht auch Juden in Sachsen Sorgen. In der Pogromnach­t 19 begann der HolocausSt­aatskanzle­i-Chef Oliver Schenk (50, CDU).

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