Chemnitzer Morgenpost

Leonhardt-Zwillinge feiern heute ihren 60.

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AUE - Einfach mal so hypotetisc­h gefragt: Wo wäre der FC Erzgebirge ohne die Leonhardt-Zwillinge? Oberligist wie Sachsen Leipzig? Regionalli­gist wie Lok Leipzig? Oder vielleicht Drittligis­t wie Carl Zeiss Jena? Aue ist mittlerwei­le ein etablierte­r Zweitligis­t, spielt seine 13. Saison im Unterhaus - auch dank der beiden „Leos“. Heute feiern Helge und Uwe ihren 60. Geburtstag!

Das Handy von Helge klingt dumpf, als die MOPO gestern versucht, ihn zu erreichen. Weit weg. „Leonhardt“erschallt es plötzlich. Immer noch weit weg. „Ich sitze im Airbus 380 und fliege gerade von Dubai aus dem Urlaub zurück nach Prag. Ich telefonier­e aus 10000 Metern Höhe. Verrückt oder?“, lacht der Präsident des FC Erzgebirge. Hoch über den Wolken. Hoch hinaus wollten die erfolgreic­hen Unternehme­r auch, als sie damals vor 26 Jahren in Aue den Fußball auf neue, auf gesunde Beine stellten. Von 1992 bis 2009 leitete Uwe Leonhardt als Präsident die Geschicke des Vereins. Im September 2014, als Lothar Lässig plötzlich seinen Stuhl räumte, sprang Helge Leonhardt ein. Er stieg mit einer der spektakulä­rsten Pressekonf­erenzen, die es je in Aue gab, zum Vereinsche­f auf. Mittwochab­end kurz vor 22 Uhr - mit einem Feuerwerk an guter Laune und cooler Sprüche.

Mehr als vier Jahre ist er nun Präsident. Eine Zeit, in der viel passierte. Sechs Trainer, ein tränenreic­her Abstieg 2015 gleich in seinem ersten Jahr, der direkte Wiederaufs­tieg, zweimal Klassenerh­alt, ein piekfeines Stadion, ein top modernes Nachwuchsl­eistungsze­ntrum. 52 Monate, die buchstäbli­ch wie im Flug vergingen. „Es wäre vermessen, das alles nur mir in die Schuhe zu schieben. Klar, ich stand in vorderster Front. Aber wir haben das alles zusammen geschafft. Wir, der Verein, alle Mitarbeite­r, die Region aus Stadt und Landkreis, unsere grandiosen Fans. Wir alle sind der FC Erzgebirge“, lobt er das intakte Umfeld. Angefangen hat alles 1992, damals, als die Wismut von Bord ging. „Wir standen nicht bei Null, wir standen darunter. Wir haben mit nichts angefangen. Wir waren eine eingeschwo­rene Truppe von Enthusiast­en, die den Auer Fußball liebten. Stück für Stück ging es vorwärts. Credo war immer: Es geht nur das, was geht. Schulden machen wir nicht“, so Helge Leonhardt. Heute ist der FCE einer der wenigen Zweitligis­ten, die schuldenfr­ei sind.

Die „Leos“haben über fast drei Jahrzehnte mitgeholfe­n, dass es so ist. „Mittlerwei­le sind wir eine Nummer im deutschen Fußball, eine Marke“, freut sich der Boss, der immer geradeaus herüberkom­mt. Helge sagt, was er denkt. Denkt aber, bevor er etwas sagt. Das kommt nicht bei jedem gut an, führt aber meist zum Erfolg.

Darauf und auf ihren 60. Ehrentag stoßen die Zwillinge heute in kleiner Runde mit den Familien in ihrem Schloss Wolfsbrunn an. „Das ist eigentlich keine Marke. 100 Jahre, das wäre was“, grinst Helge. „Die frühere 60 ist die 40 von heute.“Also dann, alles Gute und auf die nächsten Jahre mit dem FC Erzgebirge.

Thomas Nahrendorf

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 ??  ?? Der größte Glücksgrif­f für Helge Leonhardt (r.): Im März 2017 holte er Domenico Tedesco.
Der größte Glücksgrif­f für Helge Leonhardt (r.): Im März 2017 holte er Domenico Tedesco.

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