Das erwart et Seehofer von Muslimen in Deutschland
BERLIN - Gehört der Islam zu Deutschland oder nicht? Auf diese Debatte hat bei der Deutschen Islam-Konferenz niemand mehr Lust. Weil sie praktische Fortschritte behindert. Wichtiger sind den meisten Teilnehmern ganz andere Fragen.
Mit einer kontroversen Debatte über ausländische Einflüsse in deutschen Moscheen ist die 4. Deutsche Islam-Konferenz (DIK) gestartet. Begleitet wurde die Auftaktveranstaltung in Berlin von einem heftigen Schlagabtausch zwischen konservativen und liberalen Muslimen.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (69, CSU), der das Treffen zum ersten Mal leitete, forderte die islamischen Gemeinden in Deutschland auf, sich schrittweise von ausländischen Geldgebern frei zu machen. Die Moscheegemeinden sollten nicht nur Organisation und Finanzierung weitgehend selbst stemmen, sondern auch die Ausbildung von Predigern.
Wie die Finanzierung konkret sichergestellt werden sollte, sagte Seehofer nicht. Er kündigte aber an, bestehende Förderprogramme für Integrationsprojekte der Moscheegemeinden würden ausgebaut und er betonte: „Muslime haben selbstverständlich die gleichen Rechte und die gleichen Pflichten wie jeder hier in Deutschland.“
Kritik hatte es in den vergangenen zwei Jahren vor allem an Predigten und Aktivitäten von Imamen des türkischen Islam-Dachverb andes Ditib gegeben. Einigen Predigern war vorgeworfen worden, sie hätten Gläubige bespitzelt. Die Imame der Ditib werden von der staatlichen türkischen Religionsbehörde nach Deutschland entsandt.
Die nordrhein-westfälische Integrations-Staatssekretärin Serap Güler (38, CDU) sagte, Salafisten sei es bedauerlicherweise gelungen, Jugendliche auf Deutsch anzusprechen und in ihrer Lebenswelt abzuholen. In den meisten nicht radikal geprägten Moscheen fehlten dagegen „vertrauenswürdige Ansprechpartner“, die Deutsch sprechen und nah am Alltag der Jugendlichen sind.