FDP-Chef packt aus: So belastend ist das Politiker-Leben
Von Juliane Morgenroth
Einem Politiker platzt der Kragen! Der Riesaer FDPChef Sven Borner (46) hat keine Lust mehr, sich wegen seiner ehrenamtlichen politischen Aktivitäten beschimpfen zu lassen. Den „Tastaturhelden“bei Facebook & Co. schreibt er nun ins Stammbuch, wie sein Alltag wirklich aussieht.
Dass Politiker beschimpft werden, ist Alltag auch in Sachsen. Sven Borner aber wehrt sich nun öffentlich: „Irgendwann ist es auch mal gut. Da muss mal was raus“, so Borner bei Facebook. Der Politiker ist auch im FDPKreisund -Landesvorstand. Das alles mache er neben seinem Vollzeitjob als Industrieelektroniker im Schichtbetrieb, seinem Master-Fernstudium „Governance“und seiner Familie (vier Kinder, darunter Drillinge).
Gegen alle Politiker werde ständig gewettert, beklagt Borner. „Die Politiker sind dabei wahlweise faul, korrupt, geldgeil, inkompetent oder alles zusammen.“ Sie würden sich nur ständig die Diäten erhöhen. Borner: „Ihr habt keine Ahnung, wie viele Leute sich auf allen Ebenen den Arsch aufreißen, um ihr Dorf, ihre Stadt, ihr Bundesland oder den ganzen Staat voranzubringen.“Die riesige Mehrheit tue das ohne bezahltes Mandat.
Er sei fast jeden Tag für die Politik unterwegs. Etwa für eine FDP-Landesvorstandsklausur (200 Kilometer Fahrstrecke). „Am Donnerstagabend werde ich in das etwa 40 Kilometer entfernte Coswig fahren, um an der Kreisvorstandssitzung teilzunehmen. Die Kosten für Fahrt und vor Ort Verkonsumiertes trage ich - Überraschung! - privat!“, so Borner.
„Ich finde, dass sich der Ton verschärft, auch mit Blick auf die Landtagswahlen. Es ist roher geworden“, so der Politiker. „Ich sehe die Gefahr, dass es nicht bei verbalen Angriffen bleibt. Es gab ja schon Attacken auf Büros und Autos.“Viele wollten einfach nur Frust ablassen. „Aber das macht was mit einem. Gerade wenn man es ehrenamtlich betreibt.“