Bayern nutzen die Gunst der Stunde! Kriegt der BVB nun das große Flattern?
MÜNCHEN/DORTMUND - Uli Hoeneß ergriff die Chance zur verbalen Attacke Richtung Borussia Dortmund ausnahmsweise nicht. „Das war ein schönes Wochenende für uns“, flötete der Präsident nur in bescheidener Kürze, als er nach einem wie gemalten Bundesliga-Spieltag für den FC Bayern durch die Münchner Arena flanierte.
Überhaupt vermieden sie beim BVB-Jäger nach dem weitgehend souveränen 3:1 (2:1) gegen den FC Schalke 04 allzu großspurige Töne. Zu trügerisch und wechselhaft ist einfach die eigene Leistungskurve in dieser Saison. „Dortmund weiß, dass sie Druck haben von uns“, sagte Aushilfskapitän Robert Lewandowski. Der Torjäger bemerkte beim Blick auf die Tabelle und seinen Ex-Klub, dessen Unentschieden nach 3:0-Führung gegen Hoffenheim die Bayern prompt ausgenutzt hatten, aber auch: „Fünf Punkte sind kein kleiner Unterschied zwischen uns und Dortmund.“
Trotzdem könnte die englische Woche, die mit einem Bayern-Patzer in Leverkusen begonnen hatte und für den BVB mit zwei Unentschieden in der Liga und dem K.o. im DFBPokal mies verlief, einen Wende-
punkt darstellen. „Ich hoffe natürlich, dass Dortmund nervös wird und die Flatter bekommt“, sagte Nationalspieler Joshua Kimmich. „Sieben Punkte Rückstand sind psychologisch etwas ganz anderes als fünf Punkte“, bemerkte der Abwehrspieler zudem.
Und könnte damit gar nicht so falsch liegen. Denn obwohl es nur ein Versprecher war, spiegelte er die Gefühlswelt in Dortmund ziemlich genau wider. „Die Niederlage“, sagte Sebastian Kehl, der Chef der Lizenzspielerabteilung, nach dem bitteren 3:3 (2:0) gegen die TSG Hoffenheim, „äh, ich meine natürlich das Unentschieden, haben wir uns selbst anzukreiden.“
Nach dem Abpfiff sanken die Spieler enttäuscht zu Boden, nur die Fans der TSG feierten und sangen im Oberrang. Dieser Punktgewinn fühlte sich für den Tabellenführer wie eine Niederlage an. „Das Unentschieden tut weh“, gab Kehl zu. Vor allem, weil Bayern München die Gunst der Stunde nutzte. Und vor dem Achtelfinal-Hinspiel des BVB in der Champions League bei Tottenham Hotspur am Mittwoch kam der zweite Dämpfer natürlich zur Unzeit.
In London fällt zudem Kapitän Marco Reus aus. Er hatte beim Pokal-Aus gegen Werder Bremen eine Muskelverletzung im Oberschenkel erlitten. Tottenham geht allerdings ebenfalls ersatzgeschwächt in die Begegnung. WM-Torschützenkönig Harry Kane und Mittelfeldmann Dele Alli fallen aus. „Auch ohne die beiden hat Tottenham eine enorme Qualität“, warnte Kehl.