Chemnitzer Morgenpost

„Kleiner Fehler, große Wirkung“

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HOCKENHEIM - Die Erfolgsspu­r hat Sebastian Vettel schon vor einer ganzen Weile verlassen. Und wer nach dem Ort sucht, an dem er falsch abbog, der wird in Hockenheim fündig. In der Sachs-Kurve, um genau zu sein. Vor ziemlich exakt einem Jahr steuerte Vettel dort seinen Ferrari unbedrängt ins Kiesbett, schmiss einen sicheren Sieg beim Heimrennen weg.

„Ich habe einiges gutzumache­n“, sagt Vettel heute, vor der Rückkehr nach Hockenheim: „Das war ein kleiner Fehler mit großer Wirkung.“Und das ist in vielerlei Hinsicht eine Wahrheit. Denn kurzfristi­g verlor der Heppenheim­er damals seine WM-Führung. Langfristi­g kam ihm in der Folge seine Sicherheit abhanden. Und seine Reputation.

Fehler reihten sich seither an Fehler. In Italien, in Japan, in den USA, in Bahrain, in Kanada, in England, überall auf der Welt brachte Vettel in den vergangene­n zwölf Monaten sich selbst und Ferrari um gute Ergebnisse.

Und wenn der Hesse am Wochenende zum Grand Prix von Deutschlan­d (Sonntag, 15.10 Uhr/RTL und Sky) antritt, dann rollt da nicht mehr der Ex-Weltmeiste­r in die Startaufst­ellung, der über die meisten Zweifel erhaben ist. Vettel wird längst angezählt, er wirkt wie ein Auslaufmod­ell. Als WM-Vierter hat er schon 100 Punkte Rückstand auf Weltmeiste­r Lewis Hamilton im Mercedes.

Der 32-Jährige sei „nur noch eine blasse Kopie jenes Mannes, der vier Titel mit Red Bull gewann“, schrieb kürzlich der englische Telegraph und fasste damit die bemerkensw­erte Stimmungsl­age zusammen, für die Vettel selbst sorgt: Jedem ist ersichtlic­h, dass Ferrari 2019

Formel 1

versagt hat. Dass die Scuderia ein Auto gebaut hat, das gegen Mercedes nicht um den WM-Titel fahren kann. Und dennoch sind mittlerwei­le vor allem Vettels wiederholt­e Fehlleistu­ngen das Thema, weniger die des Teams.

Vettels früherer Mentor, Red Bulls Motorsport­berater Helmut Marko, sieht das Projekt bei Ferrari gescheiter­t. „Eigentlich müsste Sebastian ein anderes Umfeld bekommen, sprich, das Team wechseln“, sagte der 76-Jährige: „Aber da sehe ich für 2020 keine Möglichkei­t. Du machst Fehler, wenn du dir deiner Sache nicht mehr sicher bist.“Aber vielleicht findet Vettel ja ausgerechn­et in Hockenheim zurück in die Spur.

 ??  ?? Mit seinem Ausritt ins Kiesbett vermasselt­e Sebastian Vettel vor einem Jahr in Hockenheim den sicher geglaubten Sieg.
Mit seinem Ausritt ins Kiesbett vermasselt­e Sebastian Vettel vor einem Jahr in Hockenheim den sicher geglaubten Sieg.
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Vettel
Sebastian Vettel

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