Chemnitzer Morgenpost

Zugverkehr über Nacht eingestell­t

Welche Verbindung­en betroffen sind: S. 10/11

- Von Juliane Morgenroth

Bei dieser Hitze hat es viele Sachsen gestern kalt erwischt: Ohne Vorwarnung hat die Städtebahn ihren kompletten Zugverkehr eingestell­t. Mysteriös: Das Unternehme­n blieb zunächst abgetaucht. Viele Pendler trifft das besonders hart.

Betroffen sind die Verbindung­en zwischen Dresden und Königsbrüc­k, Kamenz und Altenberg sowie Pirna und Sebnitz. Infos zu den Gründen gab es für die Pendler keine, Anrufer wurden zum Verkehrsve­rbund Oberelbe (VVO) umgeleitet. In einer nächtliche­n Erklärung hieß es, dass sich das Schienenne­tz der Deutschen Bahn in einem schlechten Zustand befinde. Es sei zugewucher­t, was erhebliche Schäden an den Zügen verursacht habe. Gegen diese Vorwürfe prüft die Bahn rechtliche Schritte.

Trotz langer Bemühungen seitens der Städtebahn habe die Deutsche Bahn keine Abhilfe geschaffen. Die Rede ist von Schäden im siebenstel­ligen Bereich an Zügen, was zu teuren Gerichtspr­ozessen geführt habe. Daher sei die Liquidität des Unternehme­ns massiv belastet. Angedeutet wurden zudem Streitigke­iten zwischen Anteilseig­nern. Für Nachfragen war Städtebahn-Chef Torsten Sewerin nicht erreichbar.

Nach MOPO-Informatio­nen kamen nicht einmal Städtebahn-Mitarbeite­r am Morgen in ihre eigenen Büros. Teilweise sollen sie sogar bereits ausgeräumt gewesen sein. Auch die Deutsche Bahn erreichte niemanden! Ein Sprecher: „Die DB-Verantwort­lichen waren in den letzten Jahren wiederholt gesprächsb­ereit und willens, für die Probleme der Städtebahn Sachsen, die mitnichten nur infrastruk­tureller Art sind, gemeinsam Lösungen zu finden.“Daran hätte die Städtebahn leider wenig Interesse gehabt. Überrumpel­t wurde auch der VVO, Auftraggeb­er der Städtebahn. VVO und Verkehrsmi­nisterium forderten diese auf, den Verkehr sofort wieder aufzunehme­n.

Gestern musste der VVO eilig Ersatzverk­ehr organisier­en. Unverständ­nis auch bei Verkehrsst­aatssekret­är Hartmut Mangold (62, SPD). Er erklärte, das Ministeriu­m habe keine rechtliche Handhabe. „Aufsichtsb­ehörde ist das Eisenbahnb­undesamt.“Grünen-Verkehrsex­pertin Katja Meier (39): „Erfüllt die Städtebahn ihren Vertrag weiterhin nicht, ist ihr die Konzession zu entziehen.“Pirnas OB Klaus-Peter Hanke (65, parteilos): „Es kann nicht sein, dass ein Streit zwischen zwei Bahngesell­schaften auf dem Rücken der Reisenden ausgetrage­n wird, die auf dieses Angebot angewiesen sind.“

Am Abend meldete sich die Städtebahn doch noch einmal zu Wort - per knapper Mitteilung. Darin erklärten die Verantwort­lichen, die eingesetzt­en Züge seien nur geleast gewesen. Mit dem Zug-Vermieter habe es Konflikte wegen häufiger Schäden gegeben. Laut Städtebahn habe der Streit dazu geführt, „dass unter Teilnahme des VVO der Mietvertra­g der Züge vom Vermieter am 17. Juli 2019 gekündigt wurde, mit der Aufforderu­ng an die Städtebahn, diese unverzügli­ch abzustelle­n“.

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umgefallen­e Bäume auf Gleisen zu schaffen. Die Deutsche Bahn pflege die Trassen nicht, so der Vorwurf seit Jahren.
Immer wieder machten der Städtebahn umgefallen­e Bäume auf Gleisen zu schaffen. Die Deutsche Bahn pflege die Trassen nicht, so der Vorwurf seit Jahren.
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Die Städtebahn muss ihren Vertrag erfüllen, so Staatssekr­etär Hartmut Mangold (62, SPD).
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OB Klaus-Peter Hanke (65, parteilos)
Stinksauer: Pirnas OB Klaus-Peter Hanke (65, parteilos)
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