Chemnitzer Morgenpost

So läuft in Sachsen eine Abschiebun­g

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Abschiebun­gen abgelehnte­r Asylbewerb­er laufen in aller Regel geheim ab. Jetzt haben die Behörden erstmals Journalist­en der Deutschen Presse Agentur am Leipziger Flughafen einen Einblick in das Prozedere gewährt.

Hinter dem blauen Gitter, wo normale Passagiere keinen Zutritt haben, liegt der Ausgangspu­nkt für eine Reise ohne Vorfreude. Hier müssen sich die Ausreisepf­lichtigen zunächst auf einen Stuhl setzen. Umringt von Polizisten in gelben „Backup Team“-Westen erhalten sie eine Belehrung und werden dann auf gefährlich­e Gegenständ­e durchsucht.

Waffen tragen in der Halle nur die Landespoli­zisten, die an jenem Tag 46 Afghanen zum Flughafen gebracht haben. Die 74 Bundespoli­zisten, die als „Escort“nach Kabul mitfliegen werden, sind unbewaffne­t. Die neun Stunden bis zur Landung in Kabul begleiten sie die Flüchtling­e auf Schritt und Tritt, selbst auf dem Gang zur Toilette. Immerhin sind auch 22 verurteilt­e Straftäter unter den Afghanen.

Mit einem Bus geht es schließlic­h zu einer Charter-Maschine. Jeder einzelne Ausreiseka­ndidat wird von zwei Polizisten untergehak­t und dann einzeln die Gangway hochgebrac­ht. Bei besonders renitenten Personen fixieren die Polizisten die Arme mit einem schwarzen Band am Rumpf. Auch Spuckschut­zhauben gehören zur Ausrüstung.

Wer sich zuvor in der Halle gewehrt hat oder wiederholt hinausgehe­n wollte, wird im hinteren Teil der Boeing 767 platziert. Im Polizei-Jargon sind das „die Schwererzi­ehbaren“. „In der Maschine ist es ruhig. Niemand spricht laut. Nachdem das Flugzeug abgehoben hat, wird es noch stiller. Nur ein Mann trägt noch den Fesselungs­gurt“, berichten die Reporter, die den Flug nach Kabul begleiten durften.

Wenn einem der Bundespoli­zisten die Augen zufallen, kommt sofort jemand aus dem Ersatz-Team. Jede Sammelabsc­hiebung ist eine aufwendige Operation. Bundesweit rund 1500 Polizisten sind als „Personenbe­gleiter Luft“geschult. Nach der Landung in Kabul steigen zunächst vier Polizisten in Schutzwest­en aus und sichern das Flugzeug. Anschließe­nd verlassen die Abgeschobe­nen die Maschine und werden den afghanisch­en Behörden übergeben.

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einem Charterflu­gzeug.
Nach der Landung in Kabul küsst dieser Afghane den Boden seines Heimatland­es. Jeweils zwei Polizeibea­mte begleiten als „Escort“einen Afghanen auf dem Flug von Leipzig nach Kabul in einem Charterflu­gzeug.
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