Siemon will Haft für Notvorstand
Wahl zum Aufsichtsrat droht zu eskalieren
CHEMNITZ - Kurz vor der Mitgliederversammlung spitzt sich die Lage beim Chemnitzer FC dramatisch zu. Insolvenzverwalter Klaus Siemon pocht weiter auf seine eigene Kandidatenliste für die Wahl zum Aufsichtsrat. Falls die nicht akzeptiert wird, beantragt er hilfsweise die Inhaftierung der Notvorstands-Mitglieder!
In einem Schreiben ans Amtsgericht Chemnitz, das MOPO vorliegt, beantragt der Düsseldorfer Jurist, dass der Schuldner, also der CFC e.V., „insbesondere in der Mitgliederversammlung am 19.08.2019 le diglich die Kandidate Wahl als Aufsichtsratsmitglied oder Vorstandsmitglied aufstellt, zu deren Aufstellung der Insolvenzverwalter ausdrücklich seine Zustimmung erteilt hat.“Hilfsweise sollten die (Not-)Vorstandsmitglieder Andreas Georgi, Annette Neuerburg und Frank Sorge zur Zeit der Mitgliederversammlung bis zu deren Ende in Haft genommen werden.
„Ich finde dieses Vorgehen infam. Es handelt sich um eine klare Missachtung der Rechte der Vereinsmitglieder. Sein Umgang mit Gremien und ehrenamtlich tätigen Personen kann nicht anders als menschenverachtend bezeichnet werden und lässt sich mit den von Herrn Siemon immer wieder zitierten Werten wie Toleranz und Rechtsstaatlichkeit nicht in Einklang bringen“, zeigt sich Neuerburg entrüstet.
Ausgangspunkt der neuen Drohgebärde ist der Konflikt um die Kandidatenliste für den Aufsichtsrat. Die Vorschläge des Ehrenrats entsprechen nicht Siemons Wunsch. „Im ufsichtsrat haben Perzu sitzen, die eine operative Verzahnung von e.V. und GmbH gewährleisten. Das ist mit den aufgestellten Personen nicht der Fall“, argumentiert Siemon: „Deshalb ordne ich an, folgende Kandidaten, wobei ich von der Bereitschaft zur Amtsübernahme ausgehe, zu wählen.“
Auf Siemons Liste mit Stand vom 11. August (liegt MOPO ebenfalls vor) stehen Romy Polster, Olaf Pönisch, Knut Müller, Doreen Pfeifer und Uwe Hildebrand - allesamt Gesellschafter der CFC GmbH - sowie Gunter Kermer und Dr. Frederick Ranck. Letzterer hatte im Zuge des Haller-Skandals sein Amt als CFC-Mitgliederbeauftragter niedergelegt, da der Fanclub „Kreuzeiche Limbach-Oberfrohna“, dem Ranck damals angehörte, Haller „als eine Ikone unserer Heimatstadt“bezeichnet hatte.
Das Amtsgericht Chemnitz ist Siemons Antrag vorerst nicht gefolgt, denn es sei „nicht berechtigt, die Vorstandsmitglieder des Schuldners in Haft zu nehmen, da die Voraussetzungen nicht vorliegen.“Zudem „wird anheim gestellt, den Antrag zurückzunehmen.“Michael Thiele