Schamane erzählte Richter die Geschichte vom Gobibären
Märchenstunden in Jurten sind ja sehr beliebt. Aber Munkhbat T. (53) und Orgil E. (38) hocken derzeit eben nicht in solch zentralasiatischem Nomadenzelt. Der Handelsattaché und der Schamane aus der Mongolei sollen 150 000 Drogen-Pillen geschmuggelt haben. Jetzt ist Prozess am Landgericht Dresden. Munkhbat erklärte wortreich, dass beide zur
„Rettung der Gobibären“unterwegs gewesen wären.
Laut Anklage kontrollierte die Polizei im Dezember am Rastplatz „Am Heidenholz“auf der A 17 den Benz aus der mongolischen Botschaft in Russland. Schamane Orgil am Steuer. Ohne Papiere. Munkhbat mit abgelaufenem Diplomatenpass. Und: sieben „Diplomatenkoffer“hinter den Sitzen. Gefüllt mit 150 000 Lorazepam-Pillen (Straßenpreis: 4 Euro pro Stück). Seither sitzen beide in U-Haft.
„Ich engagiere mich sehr für die Rettung des Gobibären“, erklärte Munkhbat. „In Ungarn wurde ein Energy-Drink hergestellt, der in der Mongolei verkauft wird, der auf die Aktion hinweist. Ich war auf dem Weg nach Berlin, um bei einer Firma vorzusprechen, die uns in der Mongolei so eine Abfüllanlage aufbaut.“
Warum er deshalb von Russland nach Ungarn flog, dort umständlich über Dritte ein Diplomaten-Fahrzeug an einer Tankstelle übernahm, dessen russische Papiere eine Totalfälschung sind, und nicht genau hinterfragte, was da in den Koffern ist, konnte er nicht erklären. Schamane Orgil schwieg zu den Vorwürfen gänzlich. Das Urteil soll kommende Woche fallen.
Erst im Mai wurden auf demselben Rastplatz wieder „mongolische Diplomaten“aus dem Verkehr gezogen. In deren Benz fanden sich 70 Kilo Heroin! „Ein Zusammenhang zwischen beiden Fällen können wir derzeit noch nicht erkennen“, so der ermittelnde Staatsanwalt, der die Anklage gegen die beiden „Diplomaten aus dem Generalkonsulat in Istanbul“bereits fertig hat. Einer der dort Beschuldigten (40, 47) soll nach MorgenpostInformationen der Spross eines hohen mongolischen Richters sein. Der Prozess-Termin dafür steht noch nicht fest. sts