Droht den Briten mit Johnson
Die Angst wird immer größer: Großbritannien zittert vor einem No-Deal-Brexit mit schweren Schäden für die Wirtschaft und andere Bereiche. Ein geheimes Regierungspapier zeigt die Folgen eines ungeregelten
Ausstiegs aus der Europäischen Union: Es droht ein schwerwiegender Mangel an Lebensmitteln, Medikamenten und Benzin.
Darüber hinaus gehen die Regierungsexperten von einem mehrmonatigen Zusammenbruch in den Häfen, einer harten Grenze zur Republik Irland und steigenden Sozialkosten aus. Laut der „Sunday Times“hätten Zollkontrollen und Megastaus von Lastwagen in Südengland unter anderem zur Folge, dass weniger frische Lebensmittel vom europäischen Festland nach Großbritannien eingeführt werden könnten.
Britische Patienten müssten zudem länger auf Arzneimittel wie Insulin und Impfstoffe gegen Grippe warten. Ein ungeregelter Ausstieg würde auch zu Verzögerungen für Passagiere an EU-Flughäfen, im Eurotunnel und in der Hafenstadt Dover am Ärmelkanal führen. An der Grenze zwischen der Republik Irland und dem britischen Nordirland wird mit starken Protesten gerechnet.
Es handele sich um eine „realistische Einschätzung“dessen, was die Öffentlichkeit im Falle eines „No Deal“erleben werde, zitiert die Zeitung eine nicht näher genannte Regierungsquelle. Diese Szenarien seien sehr wahrscheinlich und „nicht der schlimmste Fall“. Das Dossier wurde vom Cabinet Office zusammengestellt. Das Büro unterstützt Premierminister Boris Johnson (55) und die Minister in ihrer Arbeit.
Es wird immer wahrscheinlicher, dass Großbritannien zu Halloween (31. Oktober) ohne Abkommen aus der EU ausscheidet. Das Parlament ist im Brexit-Kurs nach wie vor heillos zerstritten und eine Lösung nicht in Sicht. Mehr als 100 Abgeordnete riefen am Wochenende in einem Brief Johnson eindringlich dazu auf, das Parlament umgehend aus der Sommerpause zu holen. Das Unterhaus tagt erst wieder im September.