Deutschland holt erst mals zurück IS-Kinder
Drei Waisen und ein krankes Baby
Deutschland hat erstmals Kinder von deutschen IS-Anhängern in die Bundesrepublik zurückgeholt. An der Grenze zwischen Syrien und dem Irak wurden vier Kinder an Mitarbeiter des deutschen Generalkonsulats in Erbil übergeben. Die Kinder hatten nach dem Sieg über die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien im Flüchtlingslager Al-Hol gelebt.
„Es handelt sich um drei Waisen und ein krankes Baby“, sagte Abdel Karim Omar, Sprecher der kurdischen Behörden in Syrien. Die drei Waisenkinder und das kranke Mädchen sollten in Begleitung ihrer Großeltern von Erbil nach Deutschland fliegen. Die Mutter des kranken Kindes lebt offenbar noch mit weiteren Kindern in Al-Hol.
„Es handelt sich im Wesentlichen um Kleinkinder, und deren Unterbringung dort ist alles andere als optimal“, sagte Außenminister Heiko Maas (52, SPD). „Sie können auch nicht für die Taten ihrer Eltern verantwortlich gemacht werden, und deshalb wollen wir dort helfen.“
Über die Rückkehr von IS-Kindern in Deutschland wird seit Längerem diskutiert. Die Bundesregierung hatte zunächst darauf verwiesen, dass es in Syrien derzeit keine deutsche diplomatische Vertretung gebe. Das Berliner Verwaltungsgericht hatte im Juli entschieden, dass die Regierung Angehörige von IS-Kämpfern zurückholen müsse.
Im Nordosten Syriens sollen sich nach Angaben des Rojava Information Center (RIC) 117 Kinder mit deutscher Staatsangehörigkeit befinden. Dazu kämen 21 Kinder von Deutschen, die aber keine deutsche Staatsangehörigkeit hätten, sowie Dutzende Frauen und 66 Männer, von denen mehr als 40 an Kriegsverbrechen beteiligt sein sollen.
Nach Angaben von Maas arbeitet die Bundesregierung unter schwierigen Bedingungen daran, weitere Kinder von IS-Kämpfern nach Deutschland zu holen: „Wir werden uns dafür einsetzen, dass auch weitere Kinder Syrien verlassen können.“In jedem Einzelfall müssten schwierige Fragen beantwortet werden - zur Identität und zur Organisation ihrer Ausreise.