Jugend fordert Gratis-Busse
Fünf-Minuten-Wahlkampf und abgefahrene Arbeitseinsätze
GRIMMA - Am 1. September ist Landtagswahl - diesmal wird die Abstimmung so spannend wie nie! Die Dauer-Dominanz der CDU ist dahin - schafft es die AfD, an ihr vorbeizuziehen? Und was bedeutet das für die Regierungsbildung? Können die Grünen vom starken Interesse am Klimaschutz profitieren? Stürzt die SPD ab? In loser Folge begleitet die MOPO Spitzenkandidaten der aussichtsreichsten Parteien. Heute: Vize-Ministerpräsident Martin Dulig (45, SPD).
Warten auf den Bus: Unter die Fahrgäste mischt sich an diesem Tag am Bahnhof Grimma auch Sachsens Wirtschafts- und Verkehrsminister. Dulig will Bundesumweltministerin Svenja Schulze (50, SPD) das Modell der Plusbusse zeigen.
Gemeinsam fahren sie nach Leipzig. „Die Plusbusse sind ein Gewinn“, sagt eine Frau im Bus zu Dulig. Das Pilotprojekt soll verlässlich den ländlichen Raum anschließen, Anschlüsse garantieren. Ein Lob - Balsam für die gebeutelte Wahlkämpferseele.
Denn der Sachsen-SPD droht ein neuer Tiefpunkt: In Umfragen auf bis zu sieben Prozent gerutscht, bemüht sich der Spitzenkandidat, Zuversicht auszustrahlen. 2014 holte die SPD 12,4 Prozent. Das schlechteste Ergebnis in Sachsen waren 9,7 Prozent 2004. „Leider wählen einen die Leute nicht wegen guter Arbeit. Es ist eine stimmungsgeleitete Wahl“, so Dulig. Tatsächlich polarisiert der Zweikampf zwischen CDU und AfD um den Wahlsieg den Freistaat. Wo bleibt da die SPD, immerhin in Regierungsverantwortung? Die Partei findet, dass sie in den letzten Jahren viel erreicht hat: Man habe den unverantwortlichen Personalabbau gestoppt, den Betreuungsschlüssel in Kitas gesenkt, ein Azubi-Ticket eingeführt.
Dulig ist durchaus populär - doch das färbt bislang nicht auf seine Partei ab. Der SPD-Wahlkampf ist daher komplett auf ihn zugeschnitten.
„Ich bin kein Euphoriker, ich gehöre zu den Optimisten“, so Dulig. „Parteien, die Teil der Lösung sind, stehen im Fokus.“Und dass die SPD für die Regierungsbildung gebraucht wird, steht wohl außer Frage. Er hofft auf eine „Trotzreaktion aus Zuversicht“- denn die Lage der SPD bun
desweit habe die Sachsen-SPD runtergezogen. Im Wahlkampf setzt der SPD-Mann auf ungewöhnliche Aktionen: So stellt er sich immer wieder mit einem Mikro in Sachsens Fußgängerzonen, spricht über Themen, die ihm wichtig sind. „Fünf-Minuten-Dulig“nennt er das. Damit will er Passanten erreichen. Zudem macht er wie schon als Minister Arbeitseinsätze - etwa als Eisverkäufer oder Gärtner -, um den Arbeitsalltag der Sachsen kennenzulernen.
Mit seinem Küchentisch tourt er seit Jahren durchs Land - für Gespräche auf Augenhöhe, wie er sagt. „Wir kämpfen für mehr Anstand und Respekt“, so Dulig. Das Geschäftsmodell der AfD wiederum sei die Angst. „Aus dieser Geiselhaft müssen wir uns befreien.“