Wagenknecht rechnet mit Genossen ab
Katerstimmung bei Linken nach AfD-Wahlerfolgen
BERLIN - Die Wahlschlappen in Brandenburg und Sachsen setzen der Linken zu. Die AfD hat den Genossen den Rang als Regionalpartei Ost abgelaufen. Das schmerzt und verlangt nach konsequenter Aufarbeitung des Desasters.
Die Linksfraktions-Chefin im Bundestag, Sahra Wagenknecht (50), gab ihrer Partei eine Mitschuld an den starken Wahlergebnissen der AfD. „Wir waren über viele Jahre die Stimme der Unzufriedenen“, sagte Wagenknecht dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Indem wir uns von unseren früheren Wählern entfremdet haben, haben wir es der AfD leicht gemacht. Insofern sind wir für ihren Erfolg mitverantwortlich.“Sie fügte hinzu: „Die wachsende Distanz zu dieser Lebenswelt zeigt sich auch in unserem Umgang mit AfD-Wählern, die gern pauschal als Rassisten beschimpft werden, obwohl viele von ihnen früher links gewählt haben.“
Die Linke müsse klären, für wen sie in erster Linie Politik machen wolle: „Für die gut ausgebildete, gehobene Mittelschicht in den Metropolen oder für diejenigen, die um ihr bisschen Wohlstand immer härter kämpfen müssen?“Wagenknecht mahnte auch beim Klimaschutz Augenmaß an: „Wenn Teile der Linken die CO2-Steuer befürworten, die Pendler und die Mittelschicht außerhalb der Großstädte hart treffen würde, müssen wir uns nicht wundern, dass sich viele abwenden.“
Linksfraktions-Chef Dietmar Bartsch (61) forderte eine politische Neuausrichtung seiner Partei. Ein „Weiter so“sei kein Angebot, es gehe um grundsätzliche strategische Fragen. Bartsch betonte, dass der Konflikt über die Flüchtlingspolitik der Partei geschadet habe. Dass Fraktions-Chefin Wagenknecht erkrankt sei, habe „natürlich mit den Auseinandersetzungen zu tun“. Wagenknecht will sich aus der Fraktionsspitze zurückziehen und nur noch bis zur Neubesetzung ihrer Funktion im Amt bleiben.