Chemnitzer Morgenpost

Wenn Kenia plötzlich in Sachsen regiert

Obwohl die Grünen der ungeliebte Partner sind, zeigt sich MP Kretschmer kompromiss­bereit

- Von Juliane Morgenroth

DRESDEN - Erstes Beschnuppe­rn für ein ungewohnte­s „Kenia“-Bündnis aus CDU, Grünen und SPD: Am Wochenende soll klar sein, ob die drei Parteien vertiefte Gespräche aufnehmen. Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (44, CDU) mahnt seine eigenen Leute vor zu viel Übermut - und zeigt sich kompromiss­bereit.

Der Leipziger CDU-Abgeordnet­e Ronald Pohle (59) hatte dem MDR gesagt: „Wir haben das beste Wahlergebn­is erzielt. Insofern zeigen wir, wo es langgeht.“Nicht hilfreich, so Kretschmer: „Es geht darum, was man gemeinsam hinkriegt, nicht nur, was man selbst will.“Es ist kein Geheimnis, dass viele in der CDU ein Bündnis mit den Grünen ablehnen. Doch es geht darum, eine Regierung zu schmieden, die fünf Jahre lang hält. Eine andere Option als „Kenia“gibt es nicht.

Bis zum Wochenende werden Kretschmer und der mit 100 Prozent frisch erneut zum CDU-Fraktions-Chef gewählte Christian Hartmann (45) mit Grünen und SPD erste Vor-Gespräche führen. Am Sonnabend entscheide­n dann der Grünen-Parteirat und der CDU-Landesvors­tand, ob sie Sondierung­sgespräche aufnehmen wollen - die nächste Stufe. Die CDU wird dazu am Rand des Tages der Sachsen tagen. Der SPD-Vorstand hat sich bereits einstimmig dafür ausgesproc­hen.

Kretschmer räumte ein, die Grünen im Unterschie­d zur SPD bislang wenig zu kennen. Bisher sei es um das Trennende gegangen. „Jetzt gilt es, das Verbindend­e zu finden.“Er wolle eine Regierung, die mit Freude an die Arbeit geht, die auch mutig sei und sich neue Dinge vornehme. Er warb um Offenheit. „Wir haben die Chance, das Land zu stabilisie­ren. Wenn das Land gut regiert wird, ist die Sorge, dass der Populismus übergreift, vielleicht gebannt.“Die CDU könne eigenes durchsetze­n, aber auch etwas von den anderen lernen.

Fraktions-Chef Hartmann: „Es ist ein offenes Geheimnis, dass das keine Liebesheir­at wird.“Aber auch ganz neue Töne: „Wir müssen lernen, auch mal Ideen des politische­n Wettbewerb­ers anzuerkenn­en, oder bereit sein, diese auszudisku­tieren.“

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Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (44, CDU) SPD-Chef Martin Dulig (45) Grünen-Spitzenkan­didatin Katja Meier (39)
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