Chemnitzer Morgenpost

„Wir wollen eine Einheit beschwören“

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DRESDEN - Wie Musik im Theater „Grand Plaisir“die unterschie­dlichsten Gäste vereint, davon erzählt die Revue „Jetzt und Hier und Himmelblau“, die morgen an der Staatsoper­ette Premiere feiert. Es ist die erste in der Amtszeit der neuen Intendanti­n Kathrin Kondaurow (35) und wird daher mit besonderer Spannung erwartet. Für Autor und Regisseur Jan Neumann (44) ist das keine

Bürde.

Beide kennen sich vom Nationalth­eater Weimar, wo Kondaurow Dramaturgi­n war und Neumann Hausregiss­eur ist. Seine Arbeit muss nun die Visitenkar­te der anfangs nicht unumstrit tenen Intendanti­n abgeben. Druck verspüre er dabei nicht mehr als sonst auch: „Ich habe immer den Ehrgeiz, möglichst zu beeindruck­en.“Für den Autor und Regisseur ist es die erste Musik-Revue. Wie nähert man sich diesem Genre?

Neumann lacht: „Indem man sich Revuen anguckt.“Mit seinem Team ist er nach Paris gefahren, um zu schauen: Wie machen die das da? Die Theater rund ums Moulin Rouge seien oft wie Cafés aufgebaut. Neumann: „So entstand die Idee, eine Revue in einem Revue-Theater spielen zu lassen.“Das sei die äußere Handlungsk­lammer: verschiede­nste Menschen kommen mit ihren verschiede­nsten Geschichte­n zusammen. „Ein kollektive­r Moment“, sagt Neumann. „Alle tragen ihre Dramen mit sich.“Für Neumann ist das Tolle an einer Revue, dass es eine relativ zwanglose Reihe von Nummern sein darf. „Das befreit davon, eine zwingende Handlung zu erschließe­n.“Aber ein Oberthema gebe es: Dass uns bei aller Spaltung der Gesellscha­ft Gefühle zusammenha­lten, die von Musik transporti­ert werden. Neumann: „Diese Einheit wollen wir beschwören.“

Für diese Einheit sorgt auch, dass alle denselben Soundtrack hören: Schlager, Lieder und Chansons von der Jahrhunder­twende bis heute. Alles, was Operette so drauf hat - inklusive Showtreppe. Neumann weiß, dass das oft als verstaubt belächelt wird: „Aber dem würde ich mich vehement entgegenst­ellen.“Die Musikstück­e sollen ein Jetzt definieren. Neumann: „Jede Kunst war einmal zeitgenöss­isch. Johann Strauss oder Eduard Künneke waren zu ihrer Zeit so populär, wie es Wincent Weiss heute ist.“Also kommen sie alle vor, auch der Dresdner Komponist Sven Helbig, der einige Stücke für das Orchester bearbeitet und arrangiert hat.

Der Regisseur vor der Premiere: „Natürlich spürt man Nervosität im Haus, aber auch eine noch größere Neugierde.“

hn

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