Chemnitzer Morgenpost

Einstiger Gewalttäte­r macht jetzt als AfD-Sicherheit­sexperte Karriere

Knapp 20 Jahre nach dem tödlichen Überfall auf die „Highway Wolves“

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DÖBELN - Er war einer der gefürchtet­sten Rocker in Sachsen und saß nach dem tödlichen Überfall auf die „Highway Wolves“jahrelang im Knast. Jetzt macht Bernd Gwiadowski (56) Karriere in der Politik. Als Kreisvorst­and und Sicherheit­sexperte der AfD Mittelsach­sen hält er unter anderem Vorträge über innere Sicherheit.

In fünf Monaten jährt sich der Überfall auf den Döbelner Motoradclu­b „Highway Wolves MC“zum 20. Mal. In der Nacht des 9. Februar 2000 stürmten zwölf bis an die Zähne bewaffnete Rocker des inzwischen verbotenen Gremium MC vermummt das Klubhaus des kleineren Kontrahent­en. Sie schlugen alles kurz und klein, verletzten sechs „Wölfe“schwer und erschossen deren Präsidente­n Thomas D. (22).

Geplant hatte den Überfall nach gerichtlic­her Feststellu­ng Bernd Gwiadowski, Szenename „Schwein“. Geschossen hatte ein anderer. Wegen gefährlich­er Körperverl­etzung, Landfriede­nsbruchs, schweren Hausfriede­nsbruchs, Beteiligun­g an einer Schlägerei und Anschlusse­s an eine bewaffnete Gruppe wurde Gwiadowski 2001 zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.

Aus der Rockerszen­e ist der Leisniger längst ausgestieg­en. Seine neue Heimat heißt AfD. Im November 2018 wurde Gwiadowski - inzwischen Mitarbeite­r des Bundestags­abgeordnet­en Heiko Hessenkemp­er - in den Kreisvorst­and Mittelsach­sen gewählt. Dort gilt er als Sicherheit­s-Experte, der auf Podiumsdis­kussionen gemeinsam mit dem Polizeibea­mten und künftigen Landtagsab­geordneten Lars Kuppi über Sicherheit und Bildung referiert.

Im Telefonat mit der Morgenpost steht Gwiadowski zu seiner Vergangenh­eit: „Ich gehe damit offen um und kann diese persönlich­e Erfahrung auch bei meiner jetzigen Tätigkeit nutzen.“Zudem habe er entspreche­nde Lehrgänge besucht.

Und die Partei? Auf Anfrage teilte Mittelsach­sens AfD-Chef René Kaiser gestern mit, dass bei Gwiadowski­s Wahl in den Kreisvorst­and ein aktuelles polizeilic­hes Führungsze­ugnis ohne Einträge vorlag. Das stimmt. Nach Verbüßung seiner Haftstrafe ist der Ex-Rocker nicht mehr straffälli­g geworden. Und Einträge über Verurteilu­ngen werden nach spätestens zehn Jahren aus dem Führungsze­ugnis gelöscht. -bi.

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