Leipziger Erfolgsautor mag keine Jammer-Ossis
LEIPZIG - Hört. Auf. Zu. Jammern! Klare Worte aus der Messestadt: Erfolgsautor Clemens Meyer (41, „Als wir träumten“) will aus Ostdeutschland nicht länger Klagelieder hören. Zugleich verbittet sich der Schriftsteller den mahnenden Finger aus dem Westen.
Auch wenn im Osten rechts gewählt werde, sei das eine gesamtdeutsche Entwicklung, so Meyer im Interview mit dem „Stern“. „Radikal gesehen“sei die Lage sogar ein westdeutscher Verdienst. Schließlich wäre seit 1990 vom Osten nichts mehr geblieben.
Zwar müsse sich auch der Osten an die Nase fassen - aber allein in Sachen „Führungskräfte der AfD“sei es so: „Fast alle Wessis! ... Gauland, Höcke, Storch, Kalbitz, Kubitschek . ... Was wollen die bei uns im Osten? Bitte geht zurück!“, so Meyer. Andererseits habe hierzulande die Linke „völlig versagt“. Sie habe ihre Rolle verloren für die, die sich nicht im Westen angekommen fühlten. Nun sei es wieder an der Partei, zu einer echten Alternative mit brauchbaren Utopien zu werden.
Aber der Osten müsse auch mal die Erfolge seit 1990 sehen. Die sprichwörtlichen blühenden Landschaften gebe es. Gern werde nämlich vergessen: „Die DDR war nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch am Ende.“Stichwort Bitterfeld: Heute könne man dort am Großen Goitzschsee baden und Urlaub machen. Und wenn die Eckkneipe zugemacht habe, sage er: „Niemand zwingt mich, zu Hause billiges Dosenbier zu trinken . ... Für den Erhalt meiner Eckkneipe bin ich selbst verantwortlich, genauso für den Erhalt des Einzelhandels. Und wenn ich höre, früher war mehr Gemeinschaftsgefühl: Na, dann wärt ihr doch zusammengeblieben.“Im Übrigen wüssten viele Ostdeutsche gar nicht, wie viel auch im Westen kaputtgegangen sei. TH