Chemnitzer Morgenpost

Die Rechtsausl­eger der AfD

- Von Torsten Hilscher

DRESDEN - Mit der erhofften Machtübern­ahme hat’s für die AfD nicht geklappt. Doch nach der Wahl stellen die Populisten im Landtag den zweitstärk­sten Trupp. Die Fraktion mit nun 38 Abgeordnet­en vereint Politprofi­s und Novizen. Sie vereint Moderate und auch Rechtsausl­eger wie Fraktions-Chef Urban und den neuen Geschäftsf­ührer Zwerg. Und weil die neue Fraktion noch kein ausreichen­d großes Tagungszim­mer hat, kommt sie bis auf Weiteres im Fraktionss­aal der CDU unter.

Bislang umfasste die AfD-Fraktion 14 Abgeordnet­e. Zuletzt waren es sogar nur 9, nachdem sich Frauke Petry (44) und ihre „Blauen“separiert hatten und fraktionsl­os wurden.

31 der AfD-Abgeordnet­en sind neu, darunter einsam vier Frauen. Eine ist Gudrun Petzold. Die nordsächsi­sche Kreistagsa­bgeordnete mit CDU-Vergangenh­eit schmückt ihre politische Webseite mit Klagen des Dichters Ulrich von Hutten (1488-1523). Zu lesen ist von einem Leben in Unfreiheit, in dem „kein Mensch die Wahrheit sagen“darf und es eine „Lügenherrs­chaft“gibt. Rechte Milieus schwelgen heute in vergleichb­aren Behauptung­en. Neu in der Fraktion auch Tobias Keller. Der Leipziger AfDFraktio­ns-Chef hatte im Juni für einen Eklat im Stadtrat gesorgt, als er die vermeintli­che Ausgrenzun­g der AfD mit der der Juden verglich.

Von „Ausgrenzun­g“spricht auch der wiedergewä­hlte André Wendt (47) gern, zuletzt in einer Wahlkampfb­ilanz.

Er und seine Fraktion wollen ihn künftig als Landtagsvi­zepräsiden­ten sehen. Ein Job, bei dem es bei Plenarsitz­ungen um die Sitzungsle­itung und damit auch um die Tagesordnu­ng geht - eine Aufgabe, an der Wendt legendär bei einer Sitzung Ende 2016 scheiterte. Wendt ist künftig auch zweiter Vize-Fraktions-Chef. Erster Vize ist Sebastian Wippel (37). Der Polizist hatte die Görlitzer OB-Wahl verloren, das aus Sicht der Fraktion aber „ehrenhaft“. Und seinen Görlitzer Wahlkreis 2 habe er gegen die CDU verteidigt, selbst wenn er als Direktkand­idat an Michael Kretschmer (44, CDU) scheiterte. Er konnte sich gestern gegen den Leipziger Anwalt Roland Ulbrich (Jahrgang ’61) durchsetze­n, einem Mann mit Kontakten in die rechtsextr­eme Szene.

Neuer alter Fraktions-Chef mit 35:2 Stimmen wurde Jörg Urban (55). Der Ingenieur zählt zum ultrarecht­en „Flügel“ innerhalb der AfD. Als parlamenta­rischer Fraktionsg­eschäftsfü­hrer fungiert seit gestern Jan Zwerg (53). Der PEGIDA-Gänger wurde durch ein Foto „berühmt“, auf dem er mit einem Baseballsc­hläger posiert. Auf einem anderen Foto trug er ein T-Shirt mit dem Signet der rechtsextr­emen „Identitäre­n“.

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Jörg Urban (55)
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Die neue AfD-Fraktion: in der Mitte Jörg Urban, vor ihm Gudrun Petzold, ganz oben: André Wendt, vor ihm Tobias Keller. Rechts im Kreis Sebastian Wippel, oben rechts Jan Zwerg.

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