Nach TV-Doku: Nur Spott für die helfende Pfarrerin
CHEMNITZ - Auch drei Tage nach der Ausstrahlung bewegt der Fall der Chemnitzer Hartz-IV-Familie in der RTL2-Dokumentation „Armes Deutschland“noch immer viele Zuschauer (MOPO berichtete). Besonders Pfarrerin Hiltrud Anacker (50), die der Familie hilft, erntet Mitleid. Das Jobcenter prüft derweil, ob es Honorar für den TV-Auftritt gab.
Simone M. (55) und Denis L. (33) brachten es in den vergangenen Tagen mit ihrem TV-Auftritt zu fr würdigem Ruhm. Beide leben seit Jahrzehnten vom Amt, gehen nicht arbeiten. Ihre Miete zahlt das Jobcenter, von den rund 700 Euro, die das Paar monatlich zur Verfügung hat, geht das meiste für Zigaretten und die Haustiere drauf.
Deshalb führte der Weg, wenn de Kühlschrank leer war, oft zu Pfarre rin Anacker, die zum Zeitpunkt de Dreharbeiten noch in Chemnitz a beitete. Sie ging vom eigenen Gel mit den beiden einkaufen, erntet für ihre Hilfe und den Versuch, De nis Arbeit zu verschaffen, aber nu Spott von ihm.
„Es gibt immer wieder Situatione in denen Menschen Hilfe brauchen sagt die Pfarrerin auf MOPO-Anfrage, warum sie dem Paar immer wieder unter die Arme griff. „Wer zu mir kommt und sagt, er hat Hunger, dem gebe ich Essen oder gehe mit ihm einkaufen. Ich versuche zu helfen, wo es geht. Und dabei falle ich vielleicht auch mal auf die Nase. Aber lieber einmal zu viel geholfen als zu wenig.“
Wie reagiert das Jobcenter auf die Aussagen ihrer Klienten? Die Bezüge kürzen können die Sachbearbeiter nicht. „Das Arbeitslosengeld kann gemindert werden, wenn ein konkretes widriges Verhalten vorliegt“, sagt Stefanie Ebert, Sprecherin der Arbeitsagentur. „Allein die mündlichen Äußerungen im TV reichen nicht aus, um Gelder zu kürzen.“Sollten Simone M. und Denis L. aber Honorar für ihren Auftritt im Fernsehen bekommen haben, könnte es Probleme geben. „Honorare für TV-Aufnahmen werden bei der Berechnung von HartzIV-Leistungen berücksichtigt. Das Jobcenter Chemnitz prüft, ob Frau M. ihre gesamten Einnahmen angezeigt hat.“Trotz Nachfrage wollten sich Simone M. und Denis L. übrigens nicht zu ihrem Fernsehauftritt äußern.