Chemnitzer Morgenpost

Die Geier kreisen schon!

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FRANKFURT/M. - Die Corona-Pandemie hält auch das globale Fußball-Business in Atem. Wie geht‘s weiter - in dieser Saison und erst recht danach? Was passiert auf dem Transferma­rkt?

Gladbachs Manager Max Eberl glaubt, dass sich der Markt

„enthitzen“könnte. Oliver Mintzlaff, Geschäftsf­ührer bei RB Leipzig, erwartet eine „dramatisch­e“Wechselper­iode. „Wir werden ein Transferfe­nster haben wie noch nie.“Ex-Nationalsp­ieler Michael Rummenigge prophezeit, dass es „so bald keine Vollzugsme­ldungen bei Transfers“geben werde - „schon gar nicht mit Ablösen

in Höhe von 120 Millionen Euro oder mehr“. Wie sie für den von Bayern München umworbenen Kai Havertz (20/Leverkusen) im Gespräch ist.

Die Corona-Krise trifft alle großen Ligen in Europa, die Einbußen werden enorm sein. Für die 36 deutschen Erst- und Zweitligis­ten steht ein Schaden von 750 Mio. Euro im Raum, fast 400 Mio. machen die TV-Einnahmen aus. Läuft die Saison tatsächlic­h nochmal an, wird das Minus niedriger ausfallen - trotz dann zu erwartende­r Geisterspi­ele.

„Die Bundesliga wird nach dem Virus ganz sicher wieder florieren“, ist der frühere Bremer Manager Willi Lemke überzeugt. Mit einem raschen Rückfall in alte Handlungsm­uster? „Sicherlich wird es vorübergeh­end eine Delle geben“, glaubt Christoph Breuer mit Blick auf die kommende Transferpe­riode.

Der Sportökono­m erwartet, dass für zweitklass­ige Spieler keine überhöhten Summen mehr gezahlt werden, aber die Preise für die Topspieler „vermutlich nicht so stark einbrechen, die Nachfrage bei den finanzkräf­tigen Clubs hoch bleiben“wird.

Kaderplanu­ng wird für etliche Klubs zur Überlebens­strategie. Große Kader müssen abgespeckt werden, Spitzenver­diener dürften auf dem Markt angeboten werden. Geld bringen aber nur die Topakteure, was wiederum die sportliche Substanz aushöhlt. Über klammen Klubs kreisen schon die Geier!

Für Profis, deren Verträge auslaufen, verschlech­tert sich die Verhandlun­gsposition. Welcher Verein verpflicht­et in der Krise Spieler? Arbeitslos­igkeit droht. Besonders Zweitligis­ten werden sich zunächst aufs vorhandene Personal fokussiere­n müssen und auf Transferer­löse hoffen.

Leihspiele­r können jetzt Segen und Fluch zugleich sein. Wer einen Kicker nur ausgeliehe­n hat, kann ihn am 30. Juni zurückgebe­n. Fixe Kaufverpfl­ichtungen aber sind ein Problem. Manche Vereine haben aus der Leihe ein Geschäftsm­odell gemacht, jetzt müssen sie einkalkuli­eren, Spieler zurücknehm­en zu müssen und erhebliche Kosten zu tragen.

Auch Festpreise, zu denen Profis von Jahr zu Jahr wechseln können (Ausstiegsk­lauseln), sind wesentlich­e Management-Elemente. Aber wer zahlt jetzt noch 60 Mio. Euro für Leipzigs Dayot Upamecano, wenn der in einem Jahr - also wohl nach Corona ablösefrei zu haben sein wird?

Die Lage ist komplizier­t und Fakt auch: Nach Corona schaut eh wieder jeder auf sich, denn der Solidarged­anke funktionie­rt nur punktuell. Dortmunds Geschäftsf­ührer Hans-Joachim Watzke sagte offen: „Ehrlicherw­eise sind wir auch Konkurrent­en.“

 ??  ?? Bundesligi­st Bayer Leverkusen fordert für Kai Havertz (r., gegen Ivan Marcano vom FC Porto) mehr als 100 Millionen Euro von Bayern München. Dass diese gewaltige Summe tatsächlic­h über den Tisch geht, ist zu Corona-Zeiten doch sehr fraglich.
Bundesligi­st Bayer Leverkusen fordert für Kai Havertz (r., gegen Ivan Marcano vom FC Porto) mehr als 100 Millionen Euro von Bayern München. Dass diese gewaltige Summe tatsächlic­h über den Tisch geht, ist zu Corona-Zeiten doch sehr fraglich.
 ??  ?? Im Sommer 2021 ist der Leipziger Dayot Upamecano (r.) für null zu haben. Wer zahlt da im Sommer in der aktuellen Situation noch die festgeschr­iebene Ablöse von
60 Mio. Euro?
Im Sommer 2021 ist der Leipziger Dayot Upamecano (r.) für null zu haben. Wer zahlt da im Sommer in der aktuellen Situation noch die festgeschr­iebene Ablöse von 60 Mio. Euro?
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Watzke
Hans-Joachim Watzke
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