„Keine Wahl!“Acht Großmeister spielen ums Herausforder-Recht
JEKATERINBURG - Plötzlich brach um Fabiano Caruana Panik aus. Wie üblich hatte das medizinische Personal beim WM-Kandidatenturnier in Jekaterinburg bei allen acht Teilnehmern vor Beginn der Partien Fieber gemessen. Die 37,1 Grad von Caruana gelten in Russland als erhöhte Temperatur - und in Corona-Zeiten als Anlass für Besorgnis. Erst nach Rücksprache mit der Turnierleitung durfte der Top-Favorit aus den USA ans Brett.
„Jeder ist extrem paranoid. Das sind keine tollen Bedingungen zu spielen, aber wir haben keine Wahl“, sagte der 27-Jährige.
Während die Sportwelt still steht, spielen Caruana & Co. um das Recht, im November
gegen Weltmeister Magnus Carlsen (Norwegen) antreten zu dürfen. Der Schach-Verband FIDE will das Turnier unbedingt bis zum 3. April durchziehen. „Es gibt keine andere Sportveranstaltung. Eine großartige Möglichkeit für den Schachsport“, sagte Judit Polgar, die beste Spielerin der Geschichte.
Schach
Nach einer pompösen Eröffnungsfeier mit hunderten Gästen - die acht Spieler verzichteten auf die Teilnahme - sind Zuschauer während der Partien im Hyatt Regency Hotel nicht erlaubt, die Duelle werden aber von Millionen Fans im Internet verfolgt. Champion Carlsen kommentiert auf einer bekannten Plattform, allerdings aus dem eigenen Heim.
Die Spieler selbst fühlen sich in ihrer Luxusherberge wie kaserniert, verlassen kaum das Hotel. Dabei gilt ein langer täglicher Spaziergang als Muss, um den Kopf freizubekommen. Stattdessen flüchten sich einige in Humor. Der Niederländer Anish Giri antwortete auf die Frage, wie er sich ablenken würde: „Man kann sich nur mit Schach ablenken, wenn man die vielen News über das Coronavirus liest.“
Ähnlich reagierte der Russe Jan Nepomnjaschtschi: „Ich checke täglich Anishs Konten auf Twitter und Instagram, um neue Weisheiten zu finden. Wenn ich keine Updates sehe, bin ich enttäuscht.“
Im Turnier muss das Nepomnjaschtschi bislang nicht sein. Nach fünf von 14 Runden liegt er mit 3,5 Punkten in Führung.