So einsam laufen Bestattungen
Selbst der letzte Abschied eines geliebten Menschen fällt in Zeiten von Corona anders als gewohnt aus. Grund auch hier die Allgemeinverfügung des Freistaats: Bis zu 100 Personen dürfen an einer Trauerzeremonie teilnehmen. Chemnitz hat diese Regelung aber deutlich verschärft.
Erlaubt sind hier maximal zehn Trauernde. „Abschiedsräume des Friedhofs
und Bestattungsbetriebes der Stadt Chemnitz, auf dem Städtischen Friedhof und im Urnenhain bleiben bis auf Weiteres geschlossen“, sagt eine Stadtsprecherin. Kirchgemeinden müssen diese Auflagen kontrollieren, so auch Pfarrer und Polizeiseelsorger
Martin Schanz (55) von der Gemeinde St. Georg Rabenstein/Rottluff. „Ich bin verpflichtet, zu Beginn Listen zu führen - von allen Leuten, die da sind.“
Keine einfache Situation für den erst kürzlich nach Chemnitz gewechselten Pfarrer. „Für Angehörige ist das eine enorme Belastung.“Corona
beeinflusse die komplette Zeremonie. Da die Trauerhalle wegfällt, geht es gleich zur Beisetzung nach draußen. Auch hier müssen Personenzahl und Mindestabstände (1,50 Meter) eingehalten werden. „Wenn jetzt einer auf dem Friedhof aus der Ferne zuschaut, kann ich nichts machen“, so Schanz. Trauerlieder - für viele von großer Bedeu
tung - sind ebenfalls nicht ohne Weiteres möglich. Im Freien fehlt die Technik. Die Akzeptanz für die harten Einschränkungen sei da. „Letztens hatte ich eine Bestattung nur mit Sohn und Schwiegertochter. Die haben das gut aufgenommen.“
Trotz Corona rät Pfarrer Martin Schanz dazu, Trauerfeiern nicht zu verschieben. Erdbestattungen müssen in Sachsen ohnehin nach spätestens acht Tagen erfolgen. „Außerdem ist es nicht gut, wenn Planlosigkeit herrscht. Trauernde sollten den Tag zeitnah definieren, an dem sie Abschied nehmen.“tgr