Chemnitzer Morgenpost

Schwere Vorwürfe im Frauenknas­t

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Umstritten­es Vorgehen im Chemnitzer Frauenknas­t: 2019 waren laut Justizmini­sterium acht Frauen an Tuberkulos­e (Tbc) erkrankt - mehr als in jeder anderen sächsische­n Haftanstal­t. Obwohl das Gesundheit­samt nur einen Fall bestätigte, wurden sieben Frauen in Einzelhaft untergebra­cht.

Bekannt wurden die Tbc-Fälle durch eine Anfrage der Landtags-Linken Juliane Nagel (41): „Vom 1. Januar bis 30. November 2019 wurden in den Justizanst­alten elf Fälle von Tuberkulos­e diagnostiz­iert.“Acht Fälle fielen auf die JVA Chemnitz. Sieben Frauen kamen daraufhin in Einzelhaft­räume - bis zu 13 Tage lang. „Die vorsorglic­he Isolierung eines Patienten erfolgt nur bei Verdacht bestimmter Tbc-Erkrankung­en - insbesonde­re sogenannte­r offener Tbc (besonders ansteckend, d. Red.).“

Nach Recherchen von „Zeit Online“registrier­ten Justizmini­sterium und Gesundheit­samt unterschie­dliche Zahlen von Tbc-Fällen. Dem Gesundheit­samt war nur ein Fall aus 2019 bekannt. Ein Justiz-Sprecher revidierte später von acht auf einen Fall. Heißt: Die Frauen wurden zu Unrecht in Einzelräum­e geschickt, die normalerwe­ise nur für suizidgefä­hrdete Häftlinge reserviert sind. Zudem litt niemand unter offener Tbc, bei der selbst im Verdachtsf­all eine Isolation notwendig ist. In einem Fall handelte die JVA besonders voreilig: Obwohl die Betroffene am 5. August beim Gesundheit­samt gemeldet wurde, befand sie sich schon zwei Tage vorher in Isolation. Dabei entscheide­t erst der medizinisc­he Dienst, ob und wann isoliert wird.

Darüber hinaus sprach „Zeit

Online“mit Insassen. Nach deren Aussagen wurden falsche Diagnosen getroffen, auch weil ihnen kein Blut abgenommen oder geröntgt wurde. In der Antwort auf die Landtagsan­frage wurde seitens des Ministeriu­ms noch versichert, dass solche Untersuchu­ngen immer durchgefüh­rt würden.

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